Das Gold von Karthago by Gisbert Haefs

Das Gold von Karthago by Gisbert Haefs

Autor:Gisbert Haefs
Die sprache: de
Format: mobi, epub
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 2011-03-12T21:00:00+00:00


Bomilkar holte aus Aspasias Wohnung einige Dinge, die er für die Reise benötigte: Kleidung, den allzu leichten Beutel mit Münzen, ein Messer. Daniel wartete am Fuß der Treppe. Qadhir begleitete Laetilius zum Gästehaus des Rats, wo der Reisebeutel des Römers war. Sie trafen sich an der Großen Straße, vor Aspasias Laden, und gingen zu viert zur Festung.

Es war ungewöhnlich ruhig; trotz der späten Stunde hätten mehr Menschen unterwegs sein sollen. Daniel knurrte leise und ließ die rechte Hand am Griff des Messers. Ein Mann kam ihnen entgegen; er führte einen Esel mit leeren Wasserschläuchen. Aus einer halberleuchteten Schänke taumelten zwei Betrunkene; einer von ihnen jaulte etwas in den Mond, eine Art Lied, bei dem sich, wie Daniel bemerkte, die Zehennägel des ältesten eisernen Götterbilds kräuseln mußten, während der andere bei einer Stange stehenblieb, die eine Fackel trug, an seinem Schurz herumnestelte und dann furchterregend pißte. An der nächsten Ecke lehnten zwei ältliche Dirnen; die zu grell geschminkten Gesichter waren Kleckse im Halbdunkel.

Unbehelligt erreichten sie die Festung. Bomilkar begab sich kurz in das Gebäude südlich des Tynes-Tors, um Waffen zu besorgen: drei lederne, mit Bronzescheiben besetzte Brustpanzer, Gürtel, drei Kurzschwerter, weitere Messer.

In den Stallungen erhielten sie von einem gähnenden Aufseher vier Pferde. Er weckte einen Burschen, der hinter Laetilius aufsaß und die Pferde zurückbringen würde.

Als sie die letzte Wegbiegung vor Hamilkars Landhaus erreichten, das unter dem Mond glitzerte wie ein Zaubergewirk aus Sahne, überließen sie dem Burschen die Tiere; Bomilkar warf ihm einen halben shiqlu zu. Es mußte nach Mitternacht sein; sanfter Nordwind brachte mit einem Hauch von Salz das dumpfe Rauschen des Meeres. In den Büschen regten sich kleine Tiere, und fern schrie ein Nachtvogel.

Leise, schweigend näherten sie sich dem Palast, wo alles zu schlafen schien. Daniel, der sich auskannte, hatte ihnen unterwegs bereits zwei Räume im ersten Stockwerk geschildert, in denen für plötzliche Gäste immer Betten bereit waren.

Der Eingang unter dem von Säulen getragenen Vordach stand offen; in der Halle flackerte ein winziges Öllicht. Sie setzten ihre Beutel ab und warteten auf Daniels Handzeichen.

»Da vorn ist was«, flüsterte er. »Vielleicht ist Nederbal noch auf. Trotzdem – leise; Rücksicht ist die Tugend des Gasts, der wiederkommen möchte.«

»Keine Tugend«, sagte Laetilius; »Tugend ist zwecklos.«

»Sei still, zweckloser Römer.«

Sie folgten Daniel, der geräuschlos treppauf zu schweben schien. Der schwache Lichtschimmer, den er gesehen hatte, kam aus einem Raum an der Nordseite, wo auch die Terrassen lagen.

Sie hörten gedämpfte Stimmen; eine war die von Nederbal.

»Ich weiß nicht«, sagte er. »Natürlich geht es. Für Notfälle hat er mir diese Vollmacht gegeben. Aber dies ist kein Notfall.«

»Er muß nichts davon erfahren.« Die Stimme des zweiten Mannes war leicht und hell; sie klang jugendlich und unbekümmert. »Bedenke – in einem Notfall müßtest du die Summe und jährlich fünf Hundertstel zurückzahlen; mindestens fünf Hundertstel. Ich biete dir Rückzahlung innerhalb von zwei Monden; und sechs Hundertstel – für dich. Von mir erfährt niemand etwas.«

Qadhir stieß mit dem Fuß an eine Amphore, die auf dem Treppenabsatz stand und vielleicht als Blumenbehälter genutzt wurde.

»Ich höre etwas«, sagte Nederbal. »Ist da jemand?«

Daniel seufzte unterdrückt; dann ging er zur Türöffnung und winkte den anderen.



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