Das Gift der Nacht by Ann Leckie

Das Gift der Nacht by Ann Leckie

Autor:Ann Leckie [Leckie, Ann]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Trivial-SF
ISBN: 9783641172510
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 2015-05-31T22:00:00+00:00


Sechs Monate in einem kleinen Schiff sind eine lange Zeit. Der Ausblick von der Juwel von Athat unterscheidet sich in keiner Weise von dem irgendeines anderen Schiffs. Man kann nicht die ganze Zeit Counters spielen, und man findet nur eine begrenzte Anzahl potenzieller Gegner. Selbst Wetten auf Spiele verlieren nach einem Monat ihren Reiz.

»Es gilt als schick, einen sechs oder sieben Generationen zurückliegenden Ghaonish-Vorfahren zu haben«, sagte Awt gegen Ende des ersten Monats zu Kels. Die Frau von Faunt hatte sich in stummem Groll zurückgezogen, nachdem Awt sie dreimal hintereinander beim Counters geschlagen hatte, und nun waren sie allein in der Lounge. »Weiter zurück ist sogar noch besser. Doch mit zu nahen und armen Verwandten ist man ein halber Fremder, ein Außenseiter in der eigenen Familie. Die Familie meiner Mutter hat meinen Vater, der zur Hälfte Ghaonish war, stets der Gewinnsucht verdächtigt. Sie kümmerten sich um mich, als meine Eltern starben, aber eher aus Anstand als aus irgendwelchen anderen Motiven.«

»Wie anders wäre Ihre Kindheit verlaufen, wenn Ihre Großmutter Ghaon niemals verlassen hätte!«, sagte Kels und dachte dabei genauso an sich selbst wie an Awt.

»Wohl wahr, aber dann wäre ich nicht Awt Emnys gewesen.«

Im zweiten Monat der Reise war die Bibliothek mit aufgezeichneten Unterhaltungsprogrammen, die ihnen anfangs so groß und abwechslungsreich vorgekommen war, monoton und langweilig geworden. Mitreisende, die einem entweder exotisch oder umgänglich vertraut erschienen waren, verloren jeden Reiz und wurden gar zum Anlass von Verärgerung. Die kleinen Räume wurden zu immer engeren Fallen.

Seit er sie kannte, waren Ninan und Tris, die Wächterkameraden von Inarakhat Kels, mehr oder weniger angenehme Gesellschaft gewesen, auch wenn sie ihm ein gewisses Misstrauen entgegenbrachten – trotz ihres Niedergangs stand seine Agnate immer noch weit über ihren. Gegen Ende des zweiten Monats empfand Kels ihre respektlosen Bemerkungen über die Passagiere zunehmend als bedrückend, vor allem wenn es um Awt Emnys ging. Sie unterschieden sich nicht von früheren Spötteleien über Reisende aus der Gerentate, die nach Ghaonish-Vorfahren suchten, und in der Vergangenheit hatte sich auch Kels darüber amüsiert. Doch nun erkannte er, dass seine Verachtung eine andere Ursache und Richtung hatte als ihre.



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