Das Gewicht der Liebe by Campbell Drusilla

Das Gewicht der Liebe by Campbell Drusilla

Autor:Campbell Drusilla
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
Herausgeber: E Books der Verlagsgruppe Random House
veröffentlicht: 2012-07-21T22:00:00+00:00


11

Ellen hatte sich mit Dennis Dwight in der Bar des Mariposa Hotels im Zentrum von La Jolla verabredet. Sie wollte frühzeitig dort sein und sich vorab einen Drink genehmigen, um ihre Schulmädchennerven zu beruhigen.

Bevor sie BJ kannte, hatte Ellen dem Alkohol weitaus mehr zugesprochen als jetzt. BJ war in Bezug auf Alkohol von Natur aus gemäßigt gewesen. Er trank gerne mal ein, zwei Martinis vor dem Essen und maßvoll Wein und Bier, hatte jedoch keinen Hehl daraus gemacht, dass ihn betrunkene Frauen anwiderten. Eifrig darauf bedacht, ihm zu gefallen, hatte sich Ellen seinem Lebensstil angepasst, wie sie es seinerzeit auch bei Dale, ihrem ersten Mann, gemacht hatte. Inzwischen fiel es ihr schwer, sich an ihr früheres Selbst zu erinnern, an die Frau, die bis zur Besinnungslosigkeit getrunken hatte und die etwas so Schlimmes getan hatte, das sie sich bis zum heutigen Tag nicht hatte verzeihen können.

Aber heute Abend brauchte sie einen Drink, um ihre Nerven zu beruhigen. BJ würde wahrscheinlich sagen, mit ihren Nerven sei alles in bester Ordnung, doch ein gut aussehender, erfolgreicher Mann wie er hatte da gut reden. Eine sechzigjährige Frau hingegen bei einem ersten Date: Die brauchte starke Nerven. Oder eine Valium. In Ermanglung dessen würde es auch ein Martini tun. Verabredungen waren viel einfacher gewesen, als sie jung war und die Regeln kannte. Oder glaubte, sie zu kennen. Aber sie wusste nicht, ob es in der Welt des Cyberdating – Senioren-Cyberdating – einen bestimmten Verhaltenskodex gab, eine Liste mit Dingen, die man nicht erwähnen oder als gegeben annehmen durfte. Auf der Suche nach solch einem Leitfaden war sie sogar eigens in einen Buchladen gegangen. Aber als sie in den Regalen kein entsprechendes Buch gefunden hatte, war es ihr zu peinlich gewesen, eine Verkäuferin um Rat zu bitten.

»Wie werde ich Sie erkennen?«, hatte Dennis gestern Abend in seiner schleppenden Sprechweise gefragt, die so gut zu seiner schönen, tiefen Stimme passte. »Werden Sie sich in eine rote Rose kleiden?«

»Die werde ich zwischen die Zähne klemmen.« Spätabends, am Telefon, hatte sie sich mutig und in Flirtlaune gefühlt und ein paar sexy Takte aus »Carmen« vor sich hin gesummt.

Sie verglich die flaue Nervosität, die sie jetzt empfand – etwa wie vier Kaffee auf nüchternen Magen – mit der fiebrigen Erregung, als sie vor Jahrzehnten in L.A. aus dem Greyhound ausgestiegen war, ohne Job, ohne Wohnsitz und ohne einen einzigen Freund. Damals glaubte sie, die Welt zu kennen, weil sie mit Jungs aus der oberen Schulklasse herumgefummelt hatte, glaubte die Männer zu kennen, weil der Vater ihrer besten Freundin sich an sie herangemacht hatte. Sie vertraute darauf, dass ihr das Leben alles geben würde, wonach es sie verlangte, solange sie sich für alles öffnete, und manchmal war es so gewesen. Zu guter Letzt hatte sie sogar BJ gefunden, aber der Weg zu ihm war mit zahlreichen Irrtümern gepflastert gewesen. Die Erinnerung an jeden einzelnen dieser Fehltritte begleitete sie auch jetzt, während sie auf dem Weg nach La Jolla war, um Dennis Dwight zu treffen.

Ellen hatte das Glück, einen Parkplatz in der Herschel Avenue zu finden, nicht weit vom Mariposa Hotel entfernt.



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