Das Gehirn der Galaxis by Jack Vance

Das Gehirn der Galaxis by Jack Vance

Autor:Jack Vance [Vance, Jack]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: TTB 363
veröffentlicht: 2014-03-21T00:00:00+00:00


Das Gehirn der Galaxis

Hier war Musik, das Schleifen von Füßen auf gewachstem Boden, buntes Licht, Duft, gedämpftes Gespräch und Lachen.

Arthur Caversham aus Boston spürte Luft an seiner Haut und entdeckte, daß er splitterfasernackt war.

Es war Janice Pagets Einführungsparty in die Gesellschaft. Dreihundert Gäste in Abendkleidung umgaben ihn. Er fühlte nur Entsetzen, seine Erinnerung war vernebelt, und er fand keinen Anker der Sicherheit.

Er stand ein wenig von den anderen entfernt, gegenüber der rotgoldenen Orgel, wo das Orchester saß. Büfett, Punschbowle, Sektwagen und die Clowns, die dort bedienten, standen rechts, links lag der Garten vor dem Zirkuszelt, der jetzt mit Reihen bunter Lichter erhellt war, die rot, gelb, grün und blau schaukelten. Auf dem Rasen erblickte er das Karussell.

Warum war er hier? Er wußte es nicht. Die Nacht war warm, und er fühlte sich nicht unbehaglich. Die anderen jungen Männer, die voll bekleidet waren, mußten ziemlich naßgeschwitzt sein … Eine Idee zupfte an der Kante seines Bewußtseins, nagte und neckte. Diese Sache hier mußte doch einen bestimmten Zweck haben. Sie kam nicht an die Oberfläche seines Bewußtseins, sondern blieb immer knapp darunter.

Ein paar junge Männer neben ihm waren weggegangen. Er hörte fröhliches Gelächter und erstaunte Rufe. Ein Mädchen tanzte an ihm vorbei, sah ihn, tat einen entsetzten Schrei und riß kichernd und errötend ihre Augen von ihm los.

Etwas stimmte nicht. Diese jungen Leute waren über seine nackte Haut bestürzt und erstaunt – oder verlegen. Das drängende Gefühl schwamm näher an die Oberfläche. Er mußte etwas tun. Solche Tabus konnten nicht ohne schwere Konsequenzen mißachtet werden, das wußte er. Er hatte keine Kleider. Also mußte er sich diese beschaffen.

Er schaute sich um und sah die jungen Männer, die ihn amüsiert, angewidert oder neugierig musterten. An einen von letzteren wandte er sich.

»Wo kann ich irgendwelche Kleider bekommen?«

Der junge Mann zuckte die Schultern. »Wo haben Sie die Ihren gelassen?«

Zwei stämmige Männer in dunkelblauen Uniformen betraten das Zelt; Arthur Caversham sah sie aus den Augenwinkeln heraus, und sein Geist arbeitete voll fieberhafter Verzweiflung. Dieser junge Mann erschien ihm typisch für die anderen. Wie konnte er ihn beeindrucken? Wenn er die richtige Saite anschlug, konnte er sicher zur Hilfe bewegt werden.

Aber wie?

Sympathie?

Drohungen?

Aussicht auf Vorteile oder Belohnung?

Caversham gefiel nichts von alldem. Weil er gegen ein Tabu verstoßen hatte, durfte er nicht mit Sympathie rechnen, eine Drohung würde Widerstand zur Folge haben, und Vorteile hatte er nicht zu bieten. Er mußte es viel geschickter anfangen. Junge Männer, überlegte er, schlossen sich leicht zu Geheimgesellschaften zusammen. Das traf auf alle tausend Kulturen zu, die er studiert hatte. Lang-Häuser, Drogenkulte, Instrumente sexueller Einweihung – egal wie man es nennen wollte, die äußeren Aspekte waren nahezu überall die gleichen: schmerzhafte Einführung, geheime Zeichen und Paßworte, Gleichförmigkeit der Gruppe, Verpflichtung zum Dienst. War dieser junge Mann Mitglied einer solchen Gesellschaft, so mochte er reagieren, wenn man an seinen Gruppen-Geist appellierte.

»Ich kam durch die Bruderschaft in diese heikle Lage«, sagte er zu dem jungen Mann. »Im Namen dieser Bruderschaft bitte ich sie, mir passende Kleider zu besorgen.«

Der junge Mann war verblüfft. »Bruderschaft? Sie meinen wohl die Fraternität?« Sein Gesicht erhellte sich.



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