Das Geheimnis von Cloomber-Hall by Artur Conan Doyle

Das Geheimnis von Cloomber-Hall by Artur Conan Doyle

Autor:Artur Conan Doyle [Artur Conan Doyle]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: SoTo Verlag
veröffentlicht: 2017-03-08T16:00:00+00:00


Zwölftes Kapitel.

[Nummerirung im Buch fehlerhaft, "Elftes Kapitel" fehlt. Re.]

Es muß elf oder zwölf Uhr mittags gewesen sein, als ich endlich erwachte; die wilden, stürmischen Ereignisse der letzten Nacht kamen mir in der Flut goldigen Lichtes, das in meine Kammer strömte, wie ein phantastischer Traum vor. Es war schwer zu glauben, daß das milde Lüftchen, das so sanft mit den Efeublättern unter meinem Fenster flüsterte, dasselbe Element war, das vor wenigen Stunden noch das ganze Haus erschüttert hatte. Es war, als ob die Natur ihren plötzlichen Ausbruch von Leidenschaft bereue und sich bemühe, die Welt durch Wärme und Sonnenschein dafür zu entschädigen.

Unten auf der Diele traf ich eine Anzahl der schiffbrüchigen Seeleute, erfrischt durch die nächtliche Rast; bei meinem Erscheinen wurde ein Gemurmel von Dankbarkeit und Freude unter ihnen laut.

Man hatte Anstalt getroffen, sie nach Wigtown zu fahren, von wo sie dann mit dem Abendzuge nach Glasgow weiterreisen konnten, und mein Vater hatte angeordnet, daß jeder ein Paket belegter Butterbrote und hartgekochter Eier mit auf den Weg bekommen sollte.

Kapitän Meadows dankte uns herzlich im Namen seiner Reeder für die ihnen zuteil gewordene gute Behandlung und forderte seine Mannschaft auf, drei Hochs auszubringen, die aus kräftigen Lungen erklangen. Er und der Steuermann gingen nach dem Frühstück mit uns zum Strande hinunter, um sich den Ort des Schiffbruches zum letztenmal anzusehen.

Der weite Busen der Bucht wogte noch krampfhaft, und seine Wellen brachen sich schluchzend an den Felsen, aber der wilde Tumult, den wir am frühen Morgen gesehen hatten, war vorüber. Die langen, smaragdgrünen Wellenreihen mit ihren kecken kleinen Schaumkämmchen rollten langsam und majestätisch heran, um sich in einem regelmäßigen Rhythmus, ähnlich dem Atemschöpfen eines ermatteten Ungeheuers, zu überschlagen.

Eine Kabellänge vom Ufer konnten wir den Hauptmast der Barke auf den Wellen schwimmen sehen, wie er von Zeit zu Zeit in seinem Wassergrabe verschwand und dann wieder – einem Riesenwurfspeer gleich – von den Wogen in die Höhe geschleudert wurde. Andere kleinere Schiffstrümmer waren über das Wasser hin verstreut, während unzählige Spieren und Barren auf dem Sande umherlagen.

Ich bemerkte, daß ein paar breitbeschwingte Seemöwen über dem Wrack hin und her flatterten, als sähen sie gar seltsame Dinge unter dem Wasser, und dann und wann hörten wir ihre krächzenden Stimmen, als ob sie einander mitteilten, was sie erblickt hatten.

»Es war ein morscher Kasten,« sagte der Kapitän, traurig auf das Meer hinausschauend. »Und doch ist es ein wehmütiges Gefühl, zum letztenmal ein Schiff zu betrachten, in dem man gesegelt hat. Na, es würde ja doch abgetakelt und als Brennholz verkauft worden sein.«

»Es ist eine friedliche Szene,« bemerkte ich. »Wer würde denken, daß in diesem selben Wasser letzte Nacht drei Männer ihr Leben verloren haben!«

»Arme Kerle!« sagte der Kapitän gefühlvoll. »Sollten sie noch nach unserer Abreise an das Land gespült werden, so verlasse ich mich darauf, daß Sie ihnen ein anständiges Begräbnis zuteil werden lassen.«

Ich wollte hierauf eben etwas entgegnen, als der Steuermann in ein lautes Gelächter ausbrach und sich vor Vergnügen aus die Schenkel schlug.

»Wenn Sie sie beerdigen wollen,« sagte er, »so beeilen Sie sich, lieber Herr, sonst werden sie Ihnen entwischen.



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