Das Geheimnis des Normannen by Melissa Ande

Das Geheimnis des Normannen by Melissa Ande

Autor:Melissa Ande [Ande, Melissa]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: neobooks
veröffentlicht: 2015-05-28T16:00:00+00:00


Kapitel 22. – Die Verwundung

Der kleine William hatte sich bei dem Sturz nur ein Bein gebrochen, doch um Giles stand es schlecht. Obwohl er noch schützend die Arme hochgerissen hatte, waren mehrere Rippen gebrochen, von denen sich mindestens eine in seine Lunge gebohrt hatte. Auch seine linke Hand war zertrümmert, und sollte er überleben, würde er sie nur eingeschränkt wieder nutzen können. Alain wich keine Sekunde von seiner Seite, aber Ranulf war auch nicht entgangen, dass er sich keinen Deut um das Befinden seines jüngeren Sohnes scherte, dem er, obwohl noch ein kleines Kind, die Schuld an dem Unglück gab.

Die besten Wundärzte kümmerten sich seitdem um den jungen Ritter, doch es ging ihm nicht besser.

Er atmete röchelnd und drohte an seinem eigenen Blut zu ersticken. Simon legte den Wundärzten schließlich eines der fremdländischen anatomischen Bücher seines Freundes vor, wo an einer Stelle bildlich dargestellt war, wie Flüssigkeit aus der Lunge gelassen werden konnte, und einer der jüngeren Wundärzte war bereit, es zu versuchen. Allen war klar, Giles hatte auch keine andere Chance mehr. Alain konnte nicht im Raum bleiben, während sie in die Lunge seines Sohnes stachen, und er lief völlig aufgelöst vor dem Zimmer auf und ab, bis ihm Simon mitteilte, Giles lebe und atme tatsächlich wieder deutlich leichter.

"Keinen....Mohn...." Giles wehrte benommen den Kelch ab, der ihm an die Lippen gehalten wurde. Er kannte den Geschmack und wollte nicht mehr länger benebelt daliegen, auch wenn das Schmerzen bedeutete. Gnadenlos wurde ihm dennoch der mit der Droge versetzte Wein eingeflößt. "Er muss vollkommen ruhig liegen, oder alle Bemühungen waren umsonst." Die Wundärzte kannten kein Erbarmen und betäubten den jungen Ritter gut eine Woche lang, bis Alain Angst und Bange wurde, weil sein Sohn gar nicht mehr aus dem Nebel der Betäubung aufzuwachen schien und er es ihnen verbot. Stattdessen fesselten sie Giles an das Bett.

Hatte sich sein Sohn auch so hilflos gefühlt, während er ihn nach der Beinwunde und des Typhus pflegte? Und wie war William überhaupt an das Fenster gelangt, aus dem er fiel? Alain hatte so viele Fragen, die ihm nur Giles beantworten konnte, denn der kleine William konnte sich an nichts erinnern.

Wenn sein Ältester denn überlebte.

"Giles?" Er runzelte die Stirn. "Er erwacht." Wortfetzen, Satzfragmente. Wo war er? War er schon in Antiochia? Er wusste es nicht. Er wollte seine Augen öffnen, doch es gelang ihm nicht. Oder war er blind? Waren seine Augen bereits offen und er konnte nur einfach nichts mehr sehen?

Sanft strich etwas über seine Wange. "Er weint, verdammt Alain, er hat Schmerzen. Gebt ihm wieder etwas von dem Wein!" "Kein... Mohn..." Giles Stimme war nur ein Krächzen, die Worte gerde eben verständlich. Simon? War das eben Simons Stimme gewesen? "Blind?" fragte Giles. Das Tuch über seinen Augen wurde entfernt und die unvermittelte Helligkeit ließ ihn aufheulen und die Augen zukneifen. Aber er konnte sehen, er war nicht blind! Erleichtert glitt Giles zurück in den traumlosen Schlaf, der ihn einerseits erschreckte, andererseits unwiderstehlich anzog.

Als er das nächste Mal erwachte, waren die Schmerzen mit einem Mal mit voller Wucht da.



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