Das Geheimnis des Hieronymus Bosch by Peter Dempf
Autor:Peter Dempf [Dempf, Peter]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
Herausgeber: hockebooks gmbh
veröffentlicht: 2015-10-28T16:00:00+00:00
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Petronius beeilte sich. Rasch schlüpfte er über die hintere Pforte aus der Säulenhalle hinaus, rannte am Turm der Kathedrale vorbei und die Kerkstraat entlang. Schlamm spritzte an ihm hoch, wenn er durch Unratpfützen stolperte. Moder und Kotgestank stiegen ihm in die Nase. Wenn der Inquisitor zurück in seinen Konvent ging, musste er die Waterstraat hochkommen. Dort wollte Petronius auf ihn warten. Hinter der großen Regenwassertonne, die der Feinschmied dort aufgestellt hatte, um seine Eisen darin abzukühlen, konnte er sich verbergen. Erschöpft ließ er sich hinter das Fass fallen und drückte sich zwischen Dauben und Hausmauer. Keine dreißig Wimpernschläge kauerte er dort, krampfhaft bemüht, seinen Atem zu beruhigen, als er die bedächtigen Schritte des Paters vernahm. Petronius hielt die Luft an, während der Inquisitor an ihm vorüberging. Ihm wurde beinahe schwarz vor Augen, so sehr brannten seine Lunge und forderten Luft. Schweiß brach ihm aus allen Poren, und als er ausatmete, entfuhr seiner Kehle ein Röcheln. Sofort hielt Johannes von Baerle inne. Petronius bemerkte es und versuchte, durch den offenen Mund zu atmen. Der Pater kehrte zurück, unschlüssig darüber, was das Geräusch verursacht hatte, spähte nach links und rechts, schüttelte schließlich den Kopf und schritt wieder aus. Petronius ließ ihn beinahe außer Hörweite geraten, dann raffte er sich auf und folgte ihm. Niemand war mehr auf der Straße. Die Nacht hatte die Gassen mit Dunkelheit gefüllt wie der Schankwirt ein Glas mit Braunbier. Der Verfolgte schien nichts von seinem Schatten zu ahnen.
Drei Straßen weiter verstummte das Klacken der Schritte. Petronius verlangsamte und starrte in die Dunkelheit vor ihm. Vor einer der vom Mond beschienen Hausfassaden entdeckte er die weißlichen Hände und die hell glänzende Tonsur des Paters. Der klopfte gegen die Tür des Klostergebäudes und eine Gestalt öffnete ihm, doch er trat nicht ein. Petronius schlich näher, eng an die Front der Fachwerkbauten gedrängt. Pater Johannes schien auf jemanden zu warten, jedenfalls ging er unruhig vor der Tür auf und ab und wrang mit den Händen, sodass die Finger knackten. Plötzlich öffnete sich die Tür wieder, geräuschlos und langsam. Eine Hand forderte ihn zum Eintreten auf und Pater Johannes schlüpfte hinein. Petronius stand davor und ärgerte sich. Zu brennend interessierte ihn, wen der Pater in diesem Haus traf.
Er spähte die Lage des Gebäudes aus, suchte nach einem Baum, den er besteigen oder nach Mauervorsprüngen, an denen er sich hochziehen konnte.
Petronius wollte eben über die Gasse springen und nach einer Möglichkeit suchen, an der Außenwand hochzuklettern, als er strauchelte. Im selben Moment griff eine Hand nach seinem Arm. Er wurde in den Schatten der Gasse zurückgezerrt, bevor er auch nur einen Gedanken daran verschwenden konnte, sich zu wehren.
„Bist du von allen guten Geistern verlassen?“
Jetzt blieb Petronius tatsächlich die Luft weg.
„Zuider, du? Was machst du hier?“
„Das kann ich dir beantworten, wenn du dich nicht ins Unglück stürzt und dich auf der mondhellen Straße sehen lässt. Glaubst du denn, der Inquisitor hat keine Vorkehrungen getroffen, Anfängern wie dir das Handwerk zu legen? Du wärst nicht einmal bis zur Mitte der Straße hinausgekommen – und
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