Das Geheimnis der Miss Bellwood by Anne Perry

Das Geheimnis der Miss Bellwood by Anne Perry

Autor:Anne Perry [Perry, Anne]
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


KAPITEL SIEBEN

Laut klapperten die Hufe des Droschkenpferdes durch den frühmorgendlichen Verkehr. Es war kurz nach acht, und Pitt war am Vorabend lange aufgeblieben, um sich anzuhören, was Charlotte über ihren Tag zu berichten hatte. Sie hatte kaum über den Besuch bei der Großmutter erzählt und die Mittagsmahlzeit bei Tante Vespasia nur flüchtig angesprochen, wohl aber hatte sie deren Ansicht wiederholt, daß Menschen nicht um einer Idee willen morden, sondern weil sie Opfer einer Leidenschaft sind.

Ein Brauereifuhrwerk rumpelte vorüber. Die vorgespannten Pferde sahen mit den auf Hochglanz geputzten Messingbeschlägen am Riemenzeug und den wippenden Federbüschen auf dem Kopf prächtig aus. Man hörte die Rufe von Straßenhändlern, ein Hund bellte, und jemand rief einen Kutscher. Die Droschke ruckte wieder an und kam unvermittelt zum Stehen. Die Peitsche des Kutschers fuhr durch die Luft, dann ging es schneller voran.

Pitt konnte sich vorstellen, daß Vespasia solche Aussagen machte. Er sah ihr nach wie vor schönes Gesicht deutlich vor seinem inneren Auge. Wahrscheinlich kleidete sie sich in Elfenbein, Silbergrau oder Lila, und gewöhnlich trug sie tagsüber Perlen.

Sie hatte recht. Menschen töten, weil ihnen etwas so wichtig ist, daß sie darüber jedes Maß und Ziel aus den Augen verlieren. Eine Weile verdunkelt ihr eigenes Bedürfnis das aller anderen, erstickt sogar ihren Selbsterhaltungstrieb. Mitunter handelt es sich um Habgier, die mit kalter Planung zu Werke geht, dann wieder ist eine vorübergehende Angst der Auslöser, und sei es die vor einer körperlichen Bedrohung. In wenigen Fällen ist Rache das Motiv, denn die läßt sich auf mancherlei andere Weise befriedigen. Nur selten hatte er es mit Verbrechen zu tun gehabt, die sich auf blinde und sinnlose Wut gründeten.

Doch wie Vespasia gesagt hatte, immer steht dahinter irgendeine Art von Leidenschaft, und wäre es nur die kalte Besitzgier.

Daher fiel es Pitt trotz aller Hinweise schwer zu glauben, daß Ramsay Parmenter absichtlich Unity getötet haben konnte. Er mußte unbedingt in Erfahrung bringen, wer der Vater des Kindes war. Angst war ein nur allzu verständliches Motiv. War Unity die Art Frau gewesen, die einen Mann erpreßt oder gar das Geheimnis preisgegeben und ihn damit beruflich zugrunde gerichtet hätte?

Warum eigentlich nicht? Sie selbst war bereits zugrunde gerichtet. Zwar hätte sie mit dieser Art von Vergeltung nicht viel erreicht, doch wäre damit eine Art Gerechtigkeit hergestellt gewesen.

Charlotte hatte ihm von Tryphenas gefühlvoller und eher unzusammenhängender Schilderung von Unitys Vergangenheit berichtet, in der es irgendeine Tragödie gegeben hatte und eine Liebe, weit mehr als ein romantischer Traum, an die sie Hoffnungen geknüpft hatte. Offensichtlich hatten die Wunden, die Unity bei dieser Beziehung davongetragen hatte, sie tief gezeichnet.

Zweifellos war sie ein komplexes Geschöpf gewesen. Wie sich zeigte, mußte er auf jeden Fall mehr über sie herausbekommen. Falls das Kind von Parmenter stammte, erhob sich die Frage, warum sie eine solche Beziehung zu ihm eingegangen war. Was mochte sie an seinem dürren, pedantischen Wesen angezogen haben?

Oder war die Verlockung gar nicht von seiner Person, sondern von seiner Stellung ausgegangen? Hatte sie darin, daß sie seine Schwäche bloßstellte, eine Art Rache für all die Jahre gesehen, die sie unter



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