Das Fenster zur anderen Welt by Lord Dunsany

Das Fenster zur anderen Welt by Lord Dunsany

Autor:Lord Dunsany [Unbekannt]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2021-04-09T00:00:00+00:00


Die böse Alte in Schwarz

Die böse Alte in Schwarz war hinuntergeeilt durch die Gasse der Ochsenmetzger!

Alsbald flogen die Fenster auf hoch oben im vertrackten Giebelwerk, und die Köpfe schoben sich ins Freie: ja wohl, das war sie! Und voll Sorge ward das Ereignis besprochen, seitwärts von Fenster zu Fenster, und auch über die Gasse von Haus zu Haus. Wovon war die Alte hervorgelockt worden mit all diesen Spangen und schwärzlichen Perlen auf ihrem schwarzen Gewand? Weshalb nur war sie gekommen aus ihrem gräßlichen Haus? Mit welcher schlimmen Botschaft war sie unterwegs?

Und sie renkten die Hälse sich aus nach der dürren, flinken. Gestalt und dem Wind im Geflatter des schwarzen Gewands – aber schon war die Alte verschwunden im Durchgang des Torturms, und das Katzenkopfpflaster lag leer wie zuvor. Und sie wandte sogleich sich nach rechts und aus dem Gesichtsfeld der Häuser. Und männiglich rannte die Treppen hinunter und stand in den Türen herum und steckte die Köpfe zusammen über dem Katzenkopfpflaster, um Rates zu pflegen, und die Ältesten hatten das Wort. Und sagten nicht, was sie gesehn, denn da gab's keinen Zweifel, aber besprachen die Zukunft und was sie mit sich bringen mochte.

Was mocht' es Arges nur sein, dem solcher Botengang galt? Welch finsterer Vorteil hatte die Alte wohl übermocht, ihr gräßliches Haus zu verlassen? Welchen teuflischen, schillernden Plan hatte sie ausgeheckt? Und vor allem – welche Art Unheil bedeutete das für die Zukunft? So gab's denn zunächst nichts als Fragen. Und dann huben an die Alten und strichen die grauen Bärte und sprachen ein jeder zu seiner Gruppe von Lauschern. Denn sie hatten, so sagten sie, dies Weib auch schon früher die Gasse entlangeilen sehn – zu Zeiten, da es noch jung war. Und hatten das Unheil erlebt, das solchen Wegen gefolgt. Und die Leute lauschten gespannt den gedämpften, bedeutsamen Stimmen, und keiner tat eine Frage oder stellte Vermutungen an ob des niederträchtigen Zwecks, den die Hexe verfolgte, sondern man hörte nur auf die Rede der weisen, betagten Männer, welche da wußten um alles, was einst sich begeben, und die nun den jüngeren Männern erzählten vom Unheil vergangener Zeit.

Keiner der Lauschenden wußte, zu wievielen Malen die Alte ihr gräßliches Haus schon verlassen, doch die Ältesten zählten es her, ja beschrieben die Art, wie alles sich zugetragen und beschrieben das Unheil, das jedem Fortgang gefolgt war. Und zwei der Erzähler entsannen sich noch, wie die Erde gebebt in der Schafscherergasse.

Dergleichen ward vieles erzählt aus vergangenen Tagen – erzählt überm Katzenkopfpflaster vor dem Grünspan der Türen am Rande der Gasse. Und die Erfahrung, welche die Alten erkauft hatten um den Preis ihres weißen Haars, wäre die Jüngeren billig zu stehen gekommen, hätten sie all den Reden mehr noch entnommen als daß jene Hexe niemals dasselbe getan: daß niemals das nämliche Unheil zweimal erfolgt war im Laufe des Lebens der Alten. Und schlossen daraus, wie dürftig und unzuverlässig die Mittel waren, durch die man vorhersehen mochte, was da bevorstand. Dergestalt senkte ein düstres Gefühl sich herab auf die Gasse der Ochsenmetzger. Und inmitten der Düsternis solchen Gefühls wucherten Furcht und Entsetzen so arg wie noch nie.



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