Das Blut der Gläubigen by Fortner Sandra Ann

Das Blut der Gläubigen by Fortner Sandra Ann

Autor:Fortner, Sandra Ann [Fortner, Sandra Ann]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Belletristik/Historische Romane, Erzählungen
Herausgeber: VERLAG PHILIPP VON ZABERN
veröffentlicht: 2015-11-23T16:00:00+00:00


Im Dienst der Prinzessin

Akkon, im Jahre des Herrn 1272

Die ersten Sonnenstrahlen strichen sanft über die mächtige Kreuzfahrerstadt Akkon, in deren Mauern überall Schweine und Kreuze zu sehen waren. Abfälle und Gestank hatten das feine Empfinden so mancher sarazenischer Reisender beleidigt. Das geschäftige Treiben hatte bereits vor Sonnenaufgang begonnen. Muezzine riefen die Gläubigen kurz vor dem ersten Tageslicht zum Gebet, sie sammelten sich in Moscheen oder drängten sich in kleine, ihnen zugewiesene Räume ehemaliger Moscheen, die in Kirchen umgewandelt worden waren. Juden legten sich Gebetsriemen und Tefillin um und rezitierten alte Gebete und Anrufungen Gottes.

Nach wie vor fragten sie sich, wieso um alles in der Welt Christen den Herrn ihres Bundes anbeteten. Die christliche Kirche hatte ihren Adonai übernommen und ihren Messias, auf den das jüdische Volk immer noch wartete, fälschlich in den Nazarener hineininterpretiert. Und dann hatten sie auch noch solche Merkwürdigkeiten wie das Neue Testament selbst verfasst. Immerhin glaubten Muselmanen nur an die jüdischen Propheten des Alten Testaments, wie Moses oder Abraham, und erhoben den unbedeutenden Jesus von Nazareth nicht zum Messias oder gar Gottes Sohn. Dass Anhänger beider Religionen sie immer wieder verfolgten, sie sogar töteten, war ständig Grund zur Sorge in der Gemeinde. Dass die Muselmanen sich mit den Christen bekriegten, machte die Situation nicht besser.

Jedenfalls ging es den Juden hier besser als in den Heimatländern der Kreuzfahrer. Besonders in Akkon sammelten sich viele Gelehrte in der jüdischen Gemeinde, die sich entwickelte. Christen, Kreuzfahrer, Soldaten, Seefahrer und manche Hure eilten zu Kirchen oder Kapellen. Händler, Kaufleute, Zubringer, Maultier- und Eselgespanne näherten sich vom Umland den Toren der Hafenstadt. Auch im Viertel der Maler in der Nähe der Quartiere der Pisaner und Genuesen regte sich bereits früh am Morgen Leben.

Das Viertel der Maler in Akkon war nicht groß, aber hier fanden sich die bedeutendsten Werkstätten und Skriptorien der östlichen Kreuzfahrerreiche, in denen wertvolle codices, Handschriften und Ikonen angefertigt wurden. Die nächste Kreuzfahrerwerkstatt von Bedeutung lag weit im Süden, im Katharinenkloster im Sinai. In Akkon erfüllten zahlreiche Pergamenthersteller, Ikonen- und Buchmaler emsig die Aufträge und Wünsche von Pilgern, Kreuzfahrern, Angehörigen des Adels oder reichen frommen Frauen, die religiöse oder profane Werke kopiert wünschten. Der Orden der Dominikaner unterhielt zur Verfertigung theologischer Schriften ein eigenes Skriptorium. Das größte Skriptorium von Akkon stand direkt unter der Verwaltung des Patriarchen von Jerusalem, es hatte nach dem Fall von Jerusalem die Nachfolge des dortigen Skriptoriums angetreten. Hier wurden vor allem liturgische Texte für den Gottesdienst und codices für den Klerus hergestellt. Die Mönche der Heilig-Kreuz-Kathedrale in Akkon schrieben die Texte ab.

Die Bilder allerdings wurden oft von französischen Schreibern eingefügt. Die Meister der verschiedenen weltlichen Werkstätten stammten aus Frankreich, Italien, Byzanz und der Levante. Jeder Meister hatte einen bis mehrere Gesellen.

Mechthilds Vater, Heinrich Brueglin, hatte einst bei einem Meister, der aus den berühmten Schulen aus Paris kam, als Gehilfe begonnen. Der Meister hatte im großen Skriptorium den einen oder anderen Auftrag erhalten, und sein begabtester Gehilfe Heinrich konnte wertvolle Erfahrungen sammeln und einen gewissen Ruf aufbauen. Bei einer großen Bibel malte er viele Stellen selbst aus oder durfte den einen oder anderen Entwurf einbringen.



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