Das Babel-Syndrom by H. G. Ewers
Autor:H. G. Ewers [Ewers, H. G. ]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Die Endlose Armada, Perry Rhodan, Science Fiction
Herausgeber: Pabel-Moewig Verlag GmbH
veröffentlicht: 1983-09-12T01:00:00+00:00
6.
Lassel Domaschek blieb stehen, als er den Lord-Zwiebus-Place erreichte und auf der anderen Seite den palastartigen Bau des Crazy Happening mit seiner in allen Spektralfarben schillernden Dachkuppel sah.
Der, Illusionssalon von Lellöy Nüttlün.
Er war noch nie darin gewesen, weil er es als dekadent ansah, sich eingebildeten Genüssen hinzugeben. Doch seine Arbeit als Sozialingenieur hatte es zwangsläufig mit sich gebracht, daß er sich Schilderungen der Wunderdinge hatte anhören müssen, die dort für massive Kontoerleichterungen konsumiert werden konnten.
Warum sollte es in einem solchen Märchenland nicht Maschinen geben, die trotz des Babel-Syndroms noch funktionierten und sich als Transportmittel eigneten?
„Warum gehst du nicht weiter?" fragte Chthon neben ihm.
„Du hast mir gesagt, ich soll ein Transportmittel beschaffen", antwortete der Psychologe und deutete zum Crazy Happening. „Es wäre möglich, daß wir dort eines finden."
„Nicht wir", erklärte Chthon. „Du. Ich werde vor dem Eingang warten."
Domaschek zuckte die Schultern.
Es war völlig egal, ob Chthon hineinging oder nicht. Er würde sowieso nicht mit Hand anlegen können. Im Grunde genommen war er nicht mehr als ein Schatten, obwohl er ein eigenes Bewußtsein besaß.
Wieder einmal fragte sich Domaschek, ob er nicht doch nur träumte. Es war doch unmöglich, daß ein Schatten unabhängig von dem Körper existierte, der ihn warf.
Er verdrängte diese Gedanken wieder, weil er einsah, daß sie ihm nichts einbrachten außer Kopfschmerzen.
Zögernd setzte er sich in Bewegung. Er hielt sich am Rande des Lord-Zwiebus-Place, der von zusammengeschobenen Personen- und Frachtgleitern bedeckt war. Genau in der Mitte klaffte eine von zerfetzten Trümmern gesäumte Lücke. Dort mußte etwas explodiert sein. In den Gestank von verschmortem Plastik mischte sich ein widerlich süßlicher Geruch, der Lassels Magen umzustülpen drohte.
Das Portal des Illusionssalons war offen, aber die Durchgänge zwischen den vier Robotkassen waren durch Drehkreuze versperrt.
Lassel Domaschek drückte gegen ein Drehkreuz. Es gab nicht nach. Kurz entschlossen kletterte er darüber. Aber kaum stand er auf der anderen Seite, als sich ein Greif arm aus der nächsten Robotkasse reckte und ihm am Kragen packte.
Eine auf weiblich getrimmte Robotstimme sagte etwas. Lassel verstand kein Wort, doch er nahm an, daß es eine Aufforderung zur Zahlung des Eintritts war. Er suchte in seinen Taschen nach seiner ID-Karte und fand sie in der Brusttasche seines durchgeschwitzten Hemdes.
Das mit positronischen Elementen durchwirkte Plastikmaterial fühlte sich dennoch völlig trocken an. Er nahm die Karte zwischen zwei Finger und schob sie in den dafür vorgesehenen Schlitz der Robotkasse.
Im Innern der säulenförmigen Kasse ertönte ein Klingeln, dann leuchtete auf der INFO-Scheibe der von seinem Konto abgebuchte Betrag auf.
11.282,44 Galax Lassels Gesicht wurde rot vor Zorn. Der abgebuchte Betrag entsprach genau seinem gesamten Bankguthaben.
„Das ist Betrug!" schrie er und tastete im Auswurfschlitz nach seiner Karte. „Ich will, daß die Buchung rückgängig gemacht wird! Ich verzichte darauf, in diesen Neppladen zu gehen! He, wo bleibt meine ID-Karte?"
Erneut sagte die Robotkasse etwas. Auch diesmal verstand er nichts. Aus dem Auswurf rieselte ein grauweißes Pulver über seine Finger.
Domaschek weinte fast.
Seine ganzen schönen Daten - Geburtstag, Geburtsort, Namen, Wohnsitz, Genstruktur, Blutgruppe, Ausbildungsgänge, Prüfungen, Sprachmuster, Zellkernstrahlung, Enzephalogramm und was der Dinge mehr waren - einfach ausgelöscht, zermahlen zu einem wertlosen grauweißen Pulver.
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