Das Auge des Tigers: Hastenraths Will ermittelt (German Edition) by Christian Macharski

Autor:Christian Macharski [Macharski, Christian]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: paperback Verlag
veröffentlicht: 2014-12-28T05:00:00+00:00

24

Montag, 14. Dezember, 19.35 Uhr

„Hier sieht es wieder aus wie auf einer Müllkippe. Kommt deine Mutter nicht mehr putzen?“, fragte Martina verächtlich, während sie sich im Wohnzimmer umsah. Sie stand mit verschränkten Armen vor dem verschlissenen Sofa. Fredi hatte ihr die Tür geöffnet und sich dann wortlos wieder vor den Fernseher gesetzt. Ohne sie eines Blickes zu würdigen, drückte er auf dem Joypad die Playtaste und setzte das Spiel Borussia Mönchengladbach gegen Bayern München mit einem Eckball fort. Martina trat leicht gegen das Sofa. „Ich rede mit dir, Fredi. Sag mal, geht’s noch? Fünf Mal habe ich heute Nachmittag versucht, dich auf Handy zu erreichen. Du bist nie rangegangen. Das hast du doch noch nie gemacht. Ich verstehe nicht, was mit dir los ist. Heute morgen willst du mich noch zum Essen einladen und jetzt ignorierst du mich wegen dem Scheiß-Nintendo-Fußball. Und ich komm extra direkt von der Arbeit hierhin, weil ich mir Sorgen um dich mache.“ Die Ader an ihrem Hals pochte wild. Fredi trieb den Ball hochkonzentriert die Außenlinie entlang. Die Augen fest auf den Bildschirm geheftet, sagte er: „Playstation.“

„Wie bitte?“

„Das ist eine Playstation, kein Nintendo.“

Martinas Atem ging heftiger. Sie machte auf dem Absatz kehrt und ging einen Schritt in Richtung Tür. Dann blieb sie abrupt stehen und drehte sich noch einmal um. Ihr Tonfall wurde deutlich schnippischer. „Mach doch, was du willst, Fredi. Aber glaub ja nicht, dass ich noch mal mit dir essen gehe oder ins Kino oder so. Ich lass mich doch von dir nicht verarschen.“

Fredi drückte die Pause-Taste, legte das Joypad neben den überfüllten Aschenbecher auf den Wohnzimmertisch und sah sie über seine Schulter an. „Apropos Verarschung. Ist deine Präsentation gut gelaufen?“

Martinas Körper verkrampfte sich auf der Stelle. Sie biss sich auf die Unterlippe und versuchte in Fredis Mimik zu lesen. Dennoch hielt sie seinem Blick stand. Zögerlich antwortete sie: „Was soll das jetzt? Seit wann interessierst du dich denn für meine Arbeit?“

Fredis Blick bohrte sich in ihre Augen. „Warum nicht? Achteckige Wurstgläser sind doch eine Bombenidee.“

„Achteckige ...?“, sie stotterte kurz, bevor ihre Stimme wieder fester wurde. Dann drückte sie ihren Rücken gerade durch und sagte: „Ach so. Ja, ja. Die Präsentation ist super gelaufen. Unser Produktmanager war sehr zufrieden.“

„Das freut mich“, lächelte Fredi bitter. „War das eigentlich euer Produktmanager, mit dem du heute Morgen im Café Hoffmann gesessen hast?“

„Was? Wen meinst du?“

„Ja, hier diesen Spacko mit dem Jackett. Wie hieß er noch? Genau, Hendrik. Du erinnerst dich doch bestimmt. Der, der dich gefragt hat, ob du dem seine Verlobte werden willst. Der mit der bescheuerte Angeber-Ring. Dieser Gesichtshonk.“ Fredis Stimme begann sich zu überschlagen. Er hielt inne, warf Martina noch einen grimmigen Blick zu und wendete sich wieder seinem Videospiel zu. Mit voller Wucht drückte er die Play-Taste und eine ausgelassene Stadionatmosphäre legte sich wieder über die plötzliche Stille im Raum. Martina stand eine ganze Weile regungslos da und versuchte mit den Lippen Sätze zu formen. Doch es kam nur Luft aus ihrem Mund – wie bei einem Goldfisch in einem Glas. Nachdem sie sich etwas gefangen hatte, stammelte sie hilflos: „Fredi, lass mich das erklären.

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