Das Artefakt der Meister by Charles Sheffield

Das Artefakt der Meister by Charles Sheffield

Autor:Charles Sheffield [Sheffield, Charles]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Heritage 4
veröffentlicht: 2014-01-08T05:00:00+00:00


Kapitel 16

Darya verabscheute Sklaverei, doch hin und wieder konnte sie tatsächlich auch einen Vorteil darin entdecken, das Leben eines Sklaven zu führen. Man musste zum Beispiel keine Entscheidungen treffen.

J’merlia und Kallik waren ihr bis ins Nichts gefolgt – hatten gelegentlich sogar die Führung übernommen. Jetzt schwebten sie geduldig in der innersten Kammer von ›Labyrinth‹ und warteten darauf, dass Darya ihnen sagte, was sie als Nächstes tun sollten.

Als ob Darya das wüsste!

Sie starrte die glatten Wände der sechseckigen Kammer an, erhoffte sich von den nichts sagenden Marmorflächen eine Inspiration.

»Wir haben es ohne Blessuren hierhergeschafft, und genau das haben wir ja auch gewollt.« (Immerschön positiv denken!) »Aber letztendlich müssen wir eine Möglichkeit finden, zu unserem Schiff zurückzukommen, und dann wieder ins All hinaus.«

Die beiden Nichtmenschen deuteten an, dass sie dem zustimmten, sagten aber nichts.

»Also, J’merlia.« Darya räusperte sich, um noch etwas Zeit zum Nachdenken zu schinden. »Ich möchte, dass du dir noch einmal den Weg anschaust, auf dem wir hierhergelangt sind. Schau nach, ob es irgendeine Möglichkeit gibt, einen der anderen Innenräume zu erreichen – der dann vielleicht sogar leichter zu erkunden ist! Und, J’merlia …«, der Lo’tfianer hatte bereits genickt und wollte gerade aufbrechen, »… geh keine Risiken ein!«

J’merlia wandte den Kopf um, und die zitronengelben Facettenaugen richteten sich geradezu tadelnd auf Darya. »Natürlich nicht. Bei allem Respekt, würde ich Schaden nehmen, dann wäre ich für Sie nicht mehr von Wert.«

Leider stimmten seine und Daryas Definition von ›Risiken‹ nur selten überein. Schon schwebte er eilig und durchaus glücklich auf den Tunnel zu, der in die angrenzende Kammer mit den entsetzlichen schwarzen Strudeln führte.

»Und bleib nicht zu lange weg!«, rief Darya ihm hinterher. »Nicht länger als drei oder vier Stunden!«

Eine Antwort gab er nicht, doch er nickte kurz mit dem Kopf.

»Und ich?« Kallik schaute J’merlia hinterher, der in dem Tunnel immer kleiner wurde. Darya glaubte, eine gewisse Wehmut in ihrer Stimme gehört zu haben. Nichts hätte das kleine Hymenopter-Weibchen lieber getan, als jetzt zusammen mit J’merlia aufzubrechen.

»Du und ich, wir werden jetzt diese Kammer genauer untersuchen. Ich weiß, es sieht so aus, als gäbe es hier überhaupt nichts, was irgendwie von Interesse sein könnte, auch wenn Quintus Bloom etwas anderes behauptet.«

Darya schaute Kallik nicht an, als diese sie zur nächstgelegenen Wand führte. Die vielfarbige, milchige Oberfläche schien sie geradewegs anzustarren. Aus der Nähe ließen sich an der Wand deutlich mehr Details erkennen. Die Pastelltöne, die Darya aus der Ferne gesehen hatte, ergaben sich nicht aus einzelnen Schichten blasser Farben, die hier etwa großflächig aufgetragen worden wären, sondern stammten in Wirklichkeit von zahllosen schmalen Linien, die in äußerst leuchtenden Farben auf einem einförmig weißen Hintergrund schimmerten. Es war fast, als hätte jemand mit einer schlichten, weißen Wand angefangen, und dann mit einem sehr feinen Stift tausende sich überschneidender Linien in verschiedenen Farben daraufgezeichnet. Und das eindeutig sukzessive, eine nach der anderen, denn immer, wenn zwei dieser Linien sich kreuzten, war deutlich zu erkennen, wie die eine die andere tatsächlich durchschnitt.

Doch es sah dennoch nicht im Geringsten nach einem wie auch immer gearteten Bild aus.



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