Das Aion - Kinder der Sonne by Marrak Michael

Das Aion - Kinder der Sonne by Marrak Michael

Autor:Marrak, Michael [Marrak, Michael]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-04-12T19:00:19+00:00


Da keine Sonne am Himmel stand, warf auf der Aion-Insel auch Azur keinen Schatten. Während Mira dem Wesen auf den Kamm der Sanddüne folgte, fiel ihr auf, dass es auch keine Fußspuren im Sand hinterließ, fast so, als wäre es nur ein Gespenst. Mira blinzelte in den strahlend blauen Himmel. Vielleicht war die Sonne ja durchsichtig, überlegte sie. Eine Geistersonne, die geisterhaftes Licht aussandte …

»War das vorhin eigentlich ernst gemeint?«, fragte sie atemlos, während sie bemüht war, mit Azur Schritt zu halten.

»Was meinst du?«

»Das mit dem Blühen.«

»Oh ja, sicher! Du wirst …«

»Ich will’s gar nicht wissen!«, unterbrach ihn Mira und hielt sich bestürzt die Ohren zu.

Azur blieb stehen und sah erstaunt zu ihr herab. »Ihr Oberflächenwesen seid wirklich ein seltsames Volk«, stellte er fest, als das Mädchen ihn erreicht hatte. »Voller emotionaler Widersprüche.«

Mira zuckte die Schultern und blieb schwer atmend stehen. Dann schloss sie die Augen und genoss für eine Weile den kühlen Wind auf ihrer Haut.

Als sie hinunter zum Strand sah, erblickte sie zu ihrer maßlosen Überraschung ein prunkvolles, dreimastiges Segelschiff, wie sie es aus Bauschs alten Bildbänden kannte. Es ankerte wie hingezaubert keine fünfzig Meter vom Ufer entfernt im flachen Wasser, unmittelbar an der Stelle, von der aus sie mit Azur den Aufstieg zum Dünenkamm begonnen hatte. Mira konnte von hier sogar ihre Fußspuren im Sand erkennen.

»Wo kommt das denn plötzlich her?«, staunte sie.

»Aus der Zukunft«, erklärte Azur. »Was du dort unten siehst, ist ein Abbild deiner Zukunft. Aber du erreichst es nicht auf direktem Weg, sondern musst dem Pfad folgen, den das Aion für dich bestimmt hat.«

»Für mich bestimmt?«, echote Mira. »Was soll das denn schon wieder bedeuten? Will mich dieses Aion-Ding für irgendetwas bestrafen?«

»Es ist keine Strafe«, beruhigte sie Azur. »Nie zuvor stand eines von euch Oberflächenwesen dort, wo du jetzt stehst, Beta Mira. Das Aion hat alles, was du hier siehst und fühlst, nur für dich geschaffen. All das wird aufhören zu existieren, sobald du an die Oberfläche zurückgekehrt bist. Du bist die Erste von euch, die das Aion erfährt. Das ist keine Strafe, Beta Mira. Es ist eine Ehre! Dessen solltest du dir bewusst werden, bevor du in deine Welt zurückkehrst.«

Mira sah hinunter auf das Segelschiff, dann zum Horizont, wo das Meer mit dem Himmel verschmolz. »Wie kann etwas so Großes einfach aufhören zu existieren?«, flüsterte sie.

Azur hob die Schultern. »Warum verschwindet die Welt um dich herum, wenn du die Augen schließt?«, entgegnete er. »Und wieso ist sie trotzdem wieder da, sobald du sie öffnest?«

»Weil es sie wirklich gibt«, sagte Mira.

»Nein«, erwiderte Azur. »Sondern weil du dich an sie erinnerst.«

»Soll das heißen, das Aion erinnert sich hier gerade an meine Zukunft?«, fragte Mira verblüfft.

»Klingt das so unglaubwürdig?« Azur deutete hinab zum Schiff. »Sieh selbst«, sagte er.

Mira folgte seiner Geste und erblickte eine Gestalt in einem dunkelroten Mantel. Sie stand einsam an der Reling und blickte zu ihnen hinauf, während der Wind mit ihrem hüftlangen schwarzen Haar spielte.

»Aber … das bin ich!«, erkannte Mira verblüfft.

»Du wirst es einst sein, in einer möglichen Zukunft.«

»Das ist ein Trick, oder?« Als Azur nicht antwortete, sah Mira nachdenklich hinab zu ihrer Doppelgängerin.



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