Das 4-Stunden-Startup by Felix Plötz

Autor:Felix Plötz [Plötz, Felix]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin
veröffentlicht: 2015-12-21T23:00:00+00:00

Ich gebe zu: Startup-Thinking ist nicht einfach, es ist sogar an manchen Stellen sehr kontraintuitiv. Aber es ist der beste Weg, damit dein unternehmerisches Projekt ein Erfolg und Ausgangspunkt für weitere Erfahrungen wird, statt es Glück und Zufall zu überlassen, am Ende nicht frustriert und enttäuscht zu sein – mit der einzigen Erklärung, dass Unternehmertum wohl doch nichts für dich ist.

Als ich 2011 mein erstes 4-Stunden-Startup, das Spritspar-Training, begann, hatte ich bereits einige Jahre Berufserfahrung im Vertrieb eines internationalen Konzerns und mich zuvor in meinem Studium zum Wirtschaftsingenieur auf Marketing und Entrepreneurship spezialisiert. Ich dachte, ich hätte beste Voraussetzungen, um ein eigenes unternehmerisches Projekt an den Start zu bringen – und musste lernen, dass all die Noten und Zeugnisse nichts bedeuteten, denn in Wahrheit hatte ich keine Ahnung.

Ich war zum Beispiel mit der Annahme gestartet, dass der Privatkundenmarkt für Spritspar-Trainings eine wahre Goldgrube sein muss. Immerhin beschwerte sich nahezu jeder in meinem Umfeld in regelmäßigen Abständen über seine viel zu hohen Tankrechnungen. Auf die Idee, diejenigen einzubeziehen, die mein Produkt kaufen sollten, kam ich jedoch viel zu spät. Vielmehr hielt ich es für ziemlich offensichtlich, dass ich ein relevantes Problem gefunden hatte – und dass das Spritspar-Training als Lösung hierfür hervorragend geeignet war. Immerhin funktionierte es ja: Man konnte mit meinem Training erwiesenermaßen bis zu 30 Prozent sparen und war dabei sogar noch schneller unterwegs als zuvor.

Meine zweite Annahme: Heute läuft alles über das Internet – das weiß nun wirklich jeder, weshalb auch diese Annahme keiner weiteren Überprüfung bedurfte. Ein großer Fehler! Ich investierte einen fünfstelligen Betrag in eine Webseite mit Shopsystem, um somit den Privatkundenmarkt auf vermeintlich ideale Art und Weise zu bedienen – nur um am Ende zu merken, dass der Weg zu meinen Kunden gar nicht über das Internet funktioniert. Zwar hatte ich ein Problem adressiert, das für viele grundsätzlich relevant ist – jedoch keines, das die breite Masse über das Internet zu lösen versucht! Kein Mensch kommt auf die Idee, »Spritspar-Training Köln« zu googeln, denn nur die wenigsten wissen, dass es so etwas überhaupt gibt. Das Shopsystem, das ich ausgesucht hatte, war daher völlig überdimensioniert – es hätte ein viel simpleres und günstigeres System gereicht. Wäre diese Erkenntnis mit einem MVP gekommen, das ich ohne weiteres für ein Taschengeld hätte entwerfen können, wäre das Ganze kein Problem gewesen. So hingegen war meine Investition ein echter Fehlschlag. Ein Fehlschlag, der wirklich zu vermeiden gewesen wäre!

Und auch insgesamt erwies sich der Privatkundenmarkt als wesentlich schwieriger als gedacht: Wenn ich potenziellen Privatkunden von meinem Produkt erzählte, hörte ich viele Interessensbekundungen, jedoch waren nur wenige so überzeugt, dass sie es auch wirklich kaufen wollten. Möglicherweise hatten sie schlicht dieselben Vorbehalte wie ich anfangs. Vielleicht konnten sie sich auch einfach nicht vorstellen, was hinter dem Konzept Spritspar-Training steht und wie es gehen soll, dass man sparsam und schnell fährt. Ich zeigte ihnen kein MVP, fragte nicht nach den Gründen ihrer mangelnden Kaufbereitschaft, und von alleine sagten sie sie mir auch nicht. Mir fehlte der richtige Fokus: Ich wolle nur mein Produkt verkaufen, statt möglichst viel zu lernen.

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