DOC Why not - Der Arzt, dem die Kiwis vertrauen by Mark Weinert

DOC Why not - Der Arzt, dem die Kiwis vertrauen by Mark Weinert

Autor:Mark Weinert [Weinert, Mark]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783958893160
Herausgeber: Conbook Medien GmbH, Neuss
veröffentlicht: 2019-11-06T23:00:00+00:00


PRÄMEDIKATIONSAMBULANZ

Heute bin ich in der Prämedikationsambulanz, die hier Preassessment Clinic heißt. Was macht man da als Anästhesist überhaupt? Für alles, was man als Arzt einem Patienten antut, braucht man sein Einverständnis. Für jeden Piks, jeden Schnitt. Wenn der Patient damit nicht einverstanden ist, ist das eine Körperverletzung und strafbar. Deshalb muss man immer vorher fragen, ob man als Arzt etwas mit einem machen darf. Das bedeutet, dass man sich das ›informierte Einverständnis‹ des Patienten holen muss. Informiert deshalb, weil wir sowohl über die Risiken des Eingriffs — bzw. bei mir über die Narkose —, als auch über mögliche Alternativen aufklären müssen. Danach kann der Patient theoretisch mit dem Arzt zusammen entscheiden, was das für ihn beste Verfahren ist und was ihm am meisten zusagt. Nicht jeder möchte zum Beispiel eine Regionalanästhesie, bei der nur ein Teil des Körpers betäubt wird, und bei der Operation wach sein. Für manche ist das das sicherste Verfahren, sodass gelegentlich mehr Überzeugungsarbeit geleistet werden muss. Je dringlicher eine Operation, desto weniger genau muss die Aufklärung sein. Für einen Notfall reicht es, zu sagen: »Wir geben Ihnen jetzt eine Narkose.« Hier gibt es schließlich keine echte Alternative, außer man möchte lieber sterben. Was auch vorkommen kann. Wenn der Eingriff nicht dringlich ist und man mehr Zeit hat zum Überlegen, dann muss die Aufklärung ausführlich sein, sodass man auch über Risiken nachdenken kann. In Deutschland sind für solche Eingriffe 24 Stunden oder eine Nacht als Bedenkzeit vorgeschrieben. Wenn der Eingriff medizinisch nicht notwendig ist — die Oberweite aufpolstern, Lippen aufspritzen, die Nase noch mehr zum Stupsnäschen machen —, muss maximal über alle Risiken aufgeklärt werden. Ich sage dazu immer: Dann muss auf Tod und Verwesung aufgeklärt werden. Das ist eine Aufgabe in der Prämedikationsambulanz, den Patienten über die Risiken aufzuklären und sein Einverständnis einzuholen. Es gibt eine Studie, die zeigte, dass nur circa 20 Prozent der Patienten sich an das Aufklärungsgespräch mit ausreichend Inhalt erinnern. Zehn Prozent vergessen sogar komplett, dass sie mit einem Anästhesisten gesprochen haben. Klingt komisch, ist aber so. Wie viel ›informiertes Einverständnis‹ dabei rauskommt, können Sie sich denken.

Die zweite Aufgabe des Anästhesisten ist herauszufinden, wie krank der Patient ist und was man ihm an Narkoseverfahren und Operation überhaupt zumuten kann. Dazu werden die Anamnese und körperliche Untersuchung und weitere Untersuchungsbefunde herangezogen. Anamnese kommt aus dem Griechischen und bedeutet ›herauf erinnern‹, man spricht mit dem Patienten, und der soll sich an seine Krankengeschichte erinnern und sie wiedergeben. Dazu gehören Fragen wie: »Haben Sie Allergien, sind Sie schon mal operiert worden und woran? Nehmen Sie Medikamente und welche? Haben Sie Probleme mit Herz, Lunge, Niere etc.? Können Sie zwei Stockwerke zu Fuß gehen?« Wenn der Patient das alles beantworten kann, dann weiß man schon viel über ihn. Zusammen mit der körperlichen Untersuchung kann man dann meistens entscheiden, weitere apparative Untersuchungen wie EKG oder Labor wegzulassen. Weiß der Patient die Antworten auf die Fragen nicht oder ist er sich nicht sicher und die Akte ist leer, dann braucht man meistens länger, und es werden oft Untersuchungen angefordert oder angeordnet.



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