DNA by Sigurdardóttir Yrsa
Autor:Sigurdardóttir, Yrsa
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: btb
veröffentlicht: 2016-08-17T13:51:38+00:00
19. KAPITEL
Der widerliche Geruch nach Verbranntem wurde im Laufe des Abends immer penetranter. Unmöglich, sich daran zu gewöhnen. Das bisschen Tageslicht, das anfangs noch durch die Vorhänge gedrungen war, war längst verschwunden. Doch niemand vermisste es groÃ, gegen das Flutlicht in den wichtigsten Räumen der Wohnung hatte es ohnehin nicht ankommen können. Das Licht der beweglichen Standlampen war so weiÃ, dass es schon beinahe blau wirkte. Dadurch stachen die Augen der Anwesenden kohlschwarz aus den bleichen Gesichtern und zeigten die Schockstarre, in der sie sich befanden, noch intensiver. Die meisten sprachen mit gedämpfter Stimme. Manche hielten sich die Hand vor den Mund, sobald sie ihn öffnen mussten, als wollten sie verhindern, dass der Brandgeruch mit ihrer Zunge in Berührung kam.
Es dauerte sicher nicht mehr lange, bis die Kollegen von der Spurensicherung ihre Sachen zusammenpacken würden und auch die Leiche weggebracht würde, erst dann durfte ein Fenster geöffnet werden. Aber es brauchte definitiv mehr als frische Luft, um den schrecklichen Anblick aus den Köpfen zu kriegen.
Huldar war mit Sicherheit nicht der Einzige, der hier drinnen langsam Beklemmungen bekam. Er war mit als Erster vor Ort gewesen, gefolgt vom Rechtsmediziner und der Spurensicherung. Selbst Erla schien ihren Schutzpanzer abgelegt und vergessen zu haben, dass sie normalerweise die Frau aus Stahl gab. Sie sagte kaum etwas und sah genauso abgekämpft und desillusioniert aus wie der Rest der Gruppe. Dasselbe galt für RÃkharður, der seit seiner Ankunft kaum ein Wort gesagt hatte.
Huldar bereute es, die beiden zum Tatort zitiert zu haben. Beide hatten das ganze Wochenende durchgearbeitet und es dringend nötig, mal früher Feierabend zu machen. Keiner von beiden hatte aufgemuckt oder versucht, sich zu drücken. Erla war in der Umkleidekabine ihres Fitnessstudios gewesen, den ersten Strumpf hatte sie schon ausgezogen gehabt. RÃkharður hatte er auf dem Weg zu seinen Eltern in Mosfellsbær erwischt. Er hatte sofort umgedreht.
Dass sie nun schon wieder arbeiten mussten, schien sie jedoch nicht zu ärgern oder zu stören. Erla war zuerst eingetroffen und hatte sich daher eine Aufgabe aussuchen können. Als RÃkharður kam, musste er keine groÃen Worte machen. Er schien zu spüren, wo er gebraucht wurde, und arbeitete still vor sich hin, ohne sich einzuschalten, wenn die Kollegen im Flüsterton miteinander sprachen. Doch niemand störte sich an seinem Schweigen, alle waren niedergeschlagen und mit den Nerven am Ende.
Am Schicksal von Ãstrós Einarsdóttir, der Frau, die tot in der Küche lag, konnten sie nichts mehr ändern. Nun galt es, wenigstens dafür zu sorgen, dass der Täter seine wohlverdiente Strafe bekam. Jedes Mal, wenn der Blick der Anwesenden auf die übel zugerichtete Leiche der Frau fiel, kochte die Wut hoch. Es lag geradezu in der Luft, legte sich wie eine Schlinge um Huldars Kopf.
»Können wir sie nicht mit irgendetwas abdecken?«, meinte Erla zu dem Rechtsmediziner, der fast eine Stunde über der Leiche gekniet hatte. »Ich kann dieses Gesicht nicht länger ertragen.«
»Ich bin gleich so weit.« Er schaute nicht auf, sondern schrieb unbeirrt weiter. Dann legte er das Notizbuch beiseite und schoss noch ein paar Fotos. »Viel ist von ihrem Gesicht ja ohnehin nicht mehr zu sehen.
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