DIE FRAU DES ZEITREISENDEN2 by Unbekannter Autor

DIE FRAU DES ZEITREISENDEN2 by Unbekannter Autor

Autor:Unbekannter Autor
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-03-11T00:00:00+00:00


Clare: Ich habe Henry überredet, sich in mein Bett zu legen, und nun sitzen Gomez und ich im Wohnzimmer, trinken Tee und essen Sandwichs mit Erdnussbutter und Kiwigelee.

»Lerne kochen, Frau«, intoniert Gomez. Er klingt wie Charlton Heston, wenn er die Zehn Gebote verkündet.

»Demnächst.« Ich verrühre den Zucker in meinem Tee. »Danke, dass du ihn geholt hast.«

»Für dich tu ich alles, Kätzchen.« Er dreht sich eine Zigarette. Gomez ist der Einzige in meinem Bekanntenkreis, der beim Essen raucht. Ich verkneife mir einen Kommentar. Er zündet sie an, mustert mich, ich bin auf alles gefasst. »Worum ging es eigentlich bei dieser kleinen Episode? Die meisten Leute, die auf Palliativmedizin zurückgreifen, sind Aids-Opfer oder Krebspatienten.«

»Du kennst Ben?« Ich weiß nicht, warum mich das überrascht. Gomez kennt jeden.

»Ich weiß von Ben. Meine Mom ging zu ihm, als sie ihre Chemo hatte.«

»Aha.« Ich überdenke die Lage und suche nach etwas Unverfänglichem, das ich sagen kann.

»Was Ben ihm gegeben hat, hat Henry jedenfalls in die Zeitlupenzone verfrachtet.«

»Wir wollen etwas finden, das Henry hilft, in der Gegenwart zu bleiben.«

»Zum täglichen Gebrauch scheint er momentan etwas zu leblos.«

»Klar.« Vielleicht mit einer geringeren Dosis?

»Warum tust du das?«

»Tu ich was?«

»Deinem Mister Selbstverstümmler helfen und ihn unterstützen. Und auch noch heiraten.«

Henry ruft mich, ich stehe auf. Gomez greift nach meiner Hand.

»Clare. Bitte...«

»Gomez. Lass mich.« Ich starre ihn an. Nach einem langen, schrecklichen Moment senkt er den Blick und lässt mich los. Ich eile durch den Flur in mein Zimmer, ziehe die Tür hinter mir zu.

Henry liegt diagonal über dem Bett, Gesicht nach unten, ausgestreckt wie eine Katze. Ich streife meine Schuhe ab und lege mich zu ihm.

»Wie geht’s so?«, frage ich ihn.

Henry wälzt sich herum und lächelt. »Himmlisch.« Er streichelt mein Gesicht. »Willst du mir Gesellschaft leisten?«

»Nein.«

Henry seufzt. »Du bist so gut. Ich sollte nicht versuchen, dich zu verderben.«

»Ich bin nicht gut. Ich hab Angst.« Eine ganze Weile liegen wir schweigend da. Inzwischen scheint die Sonne und zeigt mir mein Zimmer im Licht des frühen Nachmittags: Das gebogene Bettgestell aus Walnussholz, der goldviolette Orientteppich, die Haarbürste, Lippenstift und Handlotion auf der Kommode. Eine Ausgabe von Art in America mit Leon Golub auf der Titelseite liegt auf dem Polster meines alten Flohmarktsessels, halb verdeckt von Huysmans’ Gegen den Strich. Henry trägt schwarze Socken. Seine langen knochigen Füße hängen über dem Bettrand. Er kommt mir dünn vor. Seine Augen sind geschlossen; vielleicht spürt er, wie ich ihn anstarre, denn jetzt öffnet er sie und lächelt mich an. Die Haare hängen ihm ins Gesicht, ich streiche sie zurück. Henry nimmt meine Hand und küsst sie innen. Ich knöpfe seine Jeans auf, fahre mit der Hand über seinen Schwanz, aber Henry schüttelt den Kopf, nimmt meine Hand und hält sie fest.

»Tut mir Leid, Clare«, sagt er leise. »In dem Zeug ist etwas, das anscheinend meine Geschlechtsteile kurzgeschlossen hat. Später vielleicht.«

»Das wird ja eine lustige Hochzeitsnacht.«

Henry schüttelt den Kopf. »Bei der Hochzeit kann ich das nicht nehmen. Das wäre zu lustig. Im Ernst, Ben ist ein Genie, aber für gewöhnlich arbeitet er mit Leuten zusammen, die unheilbar krank sind.



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