Cussler, Clive - Kurt Austin 04 by Toedliche Beute

Cussler, Clive - Kurt Austin 04 by Toedliche Beute

Autor:Toedliche Beute
Die sprache: deu
Format: mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


21

Der weltberühmte Marinehistoriker und Gourmet St. Julien Perlmutter erlebte einen Moment höchster Verzückung. Er saß auf der Terrasse einer dreihundert Jahre alten toskanischen Villa, von der aus man nicht nur einen atemberaubenden Ausblick auf die wogenden Weinberge hatte, sondern in der Ferne zudem den Dom der Renaissancestadt Florenz aufragen sah. Der breite Eichentisch vor Perlmutter bog sich unter der Last italienischer Speisen, von duftender Wurst aus heimischer Produktion bis zu einem dicken, nur leicht angebratenen Beefsteak Fiorentina. Es gab hier so viele köstliche Gerichte, so viele herrliche Farben und Wohlgerüche, dass Perlmutter tatsächlich nicht wusste, womit er anfangen sollte.

»Reiß dich zusammen, alter Mann«, murmelte er und strich sich über den grauen Bart, während er die reichhaltige Tafel musterte. »Hier inmitten dieses Überflusses zu verhungern, wäre auch keine Lösung.«

Da Perlmutter hundertachtzig Kilogramm wog, bestand kaum die Gefahr, dass er vom Fleisch fallen würde. Seit seiner Ankunft vor zehn Tagen hatte er sich im Zuge der Werbetour für eine italienisch-amerikanische Fein-schmeckerzeitschrift den italienischen Stiefel hinauf-gefuttert. Er war durch Weingüter, Trattorien und Räuchereien gestapft, hatte in Kühlräumen voller aufgehängter Schinken für Fotos posiert und Vorträge darüber gehalten, dass die einheimische Küche sich bis zu den Etruskern zurückverfolgen ließ. Auf jeder Station seiner Reise war ihm ein üppiges Festmahl serviert worden. Diese Überbeanspruchung seiner Sinne hatte letztlich zu dem gegenwärtigen Dilemma geführt.

Das Mobiltelefon in seiner Jacketttasche klingelte.

Perlmutter war dankbar, vorübergehend von seiner verzwickten Lage abgelenkt zu werden, und klappte das Gerät auf.

»Bitte formulieren Sie Ihr Anliegen so knapp wie möglich.«

»Es war gar nicht so einfach, Sie zu finden, St. Julien.«

Die himmelblauen Augen in Perlmutters gerötetem Gesicht funkelten vergnügt, als er die vertraute Stimme von Kurt Austin erkannte.

»Ganz im Gegenteil, Kurt, mein Freund. Ich bin wie Hänsel und Gretel. Folgen Sie der Spur aus Brotkrumen, und Sie werden mich beim Knuspern am Pfefferkuchenhaus antreffen.«

»Ich bin lieber dem Hinweis Ihrer Haushälterin gefolgt.

Sie hat mir verraten, dass Sie in Italien sind. Wie läuft die Reise bisher?«

Perlmutter tätschelte seinen beachtlichen Bauch. »Sie ist sehr erfüllend, um es mal vorsichtig zu formulieren. Ist im District of Columbia noch alles beim Alten?«

»Ja, soweit ich weiß. Ich bin erst gestern Abend aus Kopenhagen zurückgekehrt.«

»Ah, die Stadt von Hans Christian Andersen und der kleinen Meerjungfrau. Ich weiß noch, als ich vor ein paar Jahren dort war, gab es da dieses Restaurant, in dem –«

Austin unterbrach ihn, bevor Perlmutter anfangen konnte, von jedem einzelnen Gang seines Abendessens zu schwärmen. »Ich würde mich bei Gelegenheit wirklich gern darüber unterhalten, aber im Augenblick benötige ich Ihr historisches Fachwissen.«

»Wenn’s um gute Küche oder Geschichte geht, stehe ich immer gern zur Verfügung. Legen Sie los.« Perlmutter wurde von der NUMA häufig als Sachverständiger hinzugezogen.

»Haben Sie jemals von einem baskischen Seemann namens Diego Aguirrez gehört? Ende des fünfzehnten oder Anfang des sechzehnten Jahrhunderts.«

Perlmutter bemühte sein enzyklopädisches Gedächtnis.

»Ah, ja, das hängt irgendwie mit dem Rolandslied zusammen, dem alten französischen Heldengedicht.«

»Die Chanson de Roland? Ich habe mich im Französischunterricht auf der Highschool mal durch den Text ackern müssen.«

»Dann ist Ihnen die Legende ja bekannt. Roland war der Neffe Karls des Großen und hielt mit Hilfe seines magischen Schwerts Durendal bei Roncesvalles die Sarazenen auf.



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