Cry by Jackson Lisa

Cry by Jackson Lisa

Autor:Jackson, Lisa [Jackson, Lisa]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-426-41634-1
Herausgeber: Knaur eBook
veröffentlicht: 2012-03-13T04:00:00+00:00


19.

Eve ließ die Puppe fallen, als hätte sie sich die Finger verbrannt.

»O Gott«, hauchte sie und wich zurück. Wer tat so etwas? Welches kranke Hirn hatte …

Brrriiing!

Ihr Handy klingelte, und ihr Herz wäre beinahe stehengeblieben. Sie tastete nach dem verdammten Ding, nahm es aus dem Rucksack und betrachtete das Display. Unbekannte Nummer.

Ach, zum Teufel!

Es klingelte erneut. Starr vor Angst überlegte Eve einen Moment lang, ob sie das Handy nicht einfach ausschalten sollte. Nimm den Anruf nicht an!

Doch sie drückte auf die Empfangstaste.

Hielt das Gerät ans Ohr, sagte aber kein Wort.

»Eeeer isssst freiiii …«

Sie klappte das Handy zu und fuhr herum. Das immer schwächer werdende Licht ihrer Taschenlampe huschte über den Dachboden. Der Anrufer hatte gewusst, dass sie hier war und die Puppe gefunden hatte, davon war Eve überzeugt.

Sie nahm den Schraubenzieher aus ihrem Rucksack. Den Griff fest umklammert, schweißüberströmt durchsuchte sie sämtliche staubigen Ecken und Winkel. Hier oben ist er nicht … Er muss ein Stockwerk tiefer sein. Das vorhin war sein Schatten.

Sie richtete die Taschenlampe auf die Tür zur Treppe, den einzigen Zugang zum Dachboden.

Das Herz schlug ihr bis zum Hals, während sie sich behutsam zu dem gemauerten Kamin in der Nähe der Tür vortastete. Vielleicht konnte sie sich dort verstecken und, nachdem der Psychopath den Raum betreten hatte, schnell die Treppe hinunterlaufen, die Tür abschließen und sich über die Feuerleiter in Sicherheit bringen …

Oder du wählst jetzt gleich den Notruf!

Wenn der Mörder nicht in Erscheinung treten sollte, könnte sie der Polizei doch immerhin die Puppe zeigen.

Und dann?

Gut, da hatte sich jemand an einem alten Spielzeug zu schaffen gemacht.

Aber sie war diejenige, die Hausfriedensbruch begangen hatte. Sie war in das Klinikgebäude eingedrungen. Und jetzt, in diesem Moment, trug sie eine gestohlene Akte in ihrem Rucksack. Nein, sie durfte nicht zulassen, dass die Panik sie übermannte … Sie musste sich zusammenreißen.

Eve hockte sich neben den Kamin aus rauhen Backsteinen und bröckelndem Mörtel, schaltete die Taschenlampe aus und wartete. Sie wagte kaum zu atmen. Ihr Kopf dröhnte.

Während sie angestrengt lauschte, begann sie stumm zu zählen. Eins … zwei … drei … vier …

Schweißperlen liefen ihr über Stirn und Nase.

… fünf … sechs …

Sie blinzelte.

Ihr Atem ging hastig und flach.

Sieben …

Knarr!

O Himmel, waren das Schritte?

Da war tatsächlich jemand.

Sie hielt den Atem an.

Horchte.

Beinahe hätte sie aufgeschrien, als eine Maus über den Fußboden huschte.

Wieder Schritte.

Eve umklammerte den Schraubenzieher. Würde sie ihn als Waffe einsetzen können?

Herr, gib mir Kraft!

Die Schritte kamen jetzt zielstrebig die Treppe herauf.

Er wusste, dass sie in der Falle saß!

Eine hochgewachsene, dunkle Gestalt erschien in der Tür.

Alle Muskeln angespannt, machte sie sich zum Angriff bereit. Noch einen Schritt, du Scheißkerl, dann …

»Eve!« Eine kräftige Männerstimme hallte durch den Raum.

Beinahe wäre sie völlig zusammengebrochen. »Cole?«, flüsterte sie, und ihre Stimme war kaum mehr als ein Wimmern.

»Wo zum Kuckuck steckst du?«

»Hier!« Sie warf sich ihm entgegen, schlang die Arme um seinen Nacken und ließ sich gegen ihn sinken.

»Hey!«

Etwas in ihrem Innern schrie: Als du ihm das letzte Mal an einem schaurigen, verlassenen Ort begegnet bist, hat er seine Waffe auf dich gerichtet und …



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