Crush - Gier by Sandra Brown

Crush - Gier by Sandra Brown

Autor:Sandra Brown
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
Herausgeber: E Books der Verlagsgruppe Random House
veröffentlicht: 2012-12-15T23:00:00+00:00


17

Als Lozada es in den Nachrichten sah, kochte er vor Wut.

Wie konnte Rennie Wick Threadgill das Leben retten, nachdem er so viel auf sich genommen hatte und ein solches Risiko eingegangen war, um sie von ihm zu befreien? Frauen! Er würde sie wohl nie verstehen. Was man ihnen auch Gutes tat, es war nie genug.

Natürlich machte es Schlagzeilen, wenn ein Bulle umgebracht wurde. Die übrigen Bullen rückten dann umso enger zusammen. Die schwarzen Armbinden wurden rausgeholt. Auf den Titelseiten wurden Bilder der Witwe und der Waisen abgedruckt. Die gesamte Öffentlichkeit trauerte wie um einen guten Freund. Der Gefallene wurde sofort zum Helden stilisiert.

Doch den Fernsehkommentaren von heute Morgen zufolge hatte Wick Threadgill übers Wasser wandeln können. In den Berichten wurden gleich mehrere Verbrechen aufgeführt, die Threadgill scheinbar ganz allein gelöst hatte, beinahe als wäre er Batman und Inspektor Columbo in Personalunion. Dass man ihn mehr oder weniger aus dem Polizeidienst gefeuert hatte, wurde geflissentlich verschwiegen.

Rennie wurde als begnadete Chirurgin porträtiert, die ihm unter Einsatz all ihrer Fähigkeiten das Leben gerettet hatte. Denn sie brachte die Erfahrungen in der Notfallchirurgie, die sie bei ihren Einsätzen für Organisationen wie »Ärzte ohne Grenzen« in kriegszerrissenen Ländern gesammelt hatte, mit in den Operationssaal des Tarrant General Hospital.

Lozada hatte sich so über diese unverhohlen einseitigen Berichte aufgeregt, dass er es nicht einmal genossen hatte, mit seinen Skorpionen zu spielen. Alle Welt sang Lobeshymnen auf seinen Todfeind. Rennie arbeitete gegen ihn. So frustriert hatte er sich das letzte Mal gefühlt, als ein Sanitäter seinen kleinen Bruder gerettet hatte, nachdem er ihm einen Ball in den Hals gestopft hatte.

Es war am Weihnachtsmorgen gewesen, und er war sechzehn Jahre alt. Sein Bruder war dreizehn, hatte jedoch den Verstand eines Zweijährigen. Unter anderem hatte ihm der Weihnachtsmann einen Schaumstoffbaseball mit Plastikschläger gebracht. Er spielte damit unter dem geschmückten Baum, während die Eltern in der Küche nach dem Weihnachtsbraten schauten.

Lozada hatte seinen Bruder minutenlang tatenlos beobachtet, bis er zu dem Schluss kam, dass die Welt ohne ihn entschieden angenehmer wäre. Der Idiot hatte es für ein Spiel gehalten, als Lozada ihm den Schaumstoffball in den Mund stopfte. Er hatte keinen Laut von sich gegeben. Und keinen Widerstand geleistet.

Gerade als das Leben aus den vertrauensseligen Augen seines Bruders schwand, hatte Lozada gehört, wie seine Eltern aus der Küche zurückkamen. Augenblicklich hatte er laut nach ihnen gebrüllt, sein kleiner Bruder hätte sich den Baseball in den Mund gesteckt. Jemand rief den Notarzt, und das Kind wurde gerettet. Seine Eltern hatten vor Erleichterung geheult, den Jungen den ganzen Tag auf dem Schoß geschaukelt und immer wieder beteuert, was für ein Goldjunge er sei.

Was für ein beschissenes Weihnachten. Selbst der Braten war verbrannt.

Ironischerweise hätte er sich die Mühe, seinen Bruder umbringen zu wollen, sparen können. Keine sechs Monate später waren seine Eltern mit dem Kleinen unterwegs nach Houston, um den nächsten Wunderarzt auszuprobieren – wussten diese Idioten denn nicht, wann es genug war? –, als ihr Flugzeug von einer Sturmbö in einen Sumpf irgendwo in Osttexas geschleudert wurde. Keiner an Bord hatte überlebt. So was nannte man einen echten Glückstreffer.



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