Countdown Spiel um dein Leben by Lafani Florian; Renault Gautier

Countdown Spiel um dein Leben by Lafani Florian; Renault Gautier

Autor:Lafani, Florian; Renault, Gautier [Lafani, Florian; Renault, Gautier]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Blanvalet Verlag
veröffentlicht: 2015-11-17T16:00:00+00:00


London – GCHQ

15:30 Uhr

Während sie auf den Abgleich der Informationen von Tom Laughton und von Wayne wartete und in der Hoffnung, dass die drei Facebook-Profile, die man als jene möglicher Geiseln identifiziert hatte, analysiert werden konnten, wollte Clara sich auf Colin Stearl konzentrieren, dessen Gegenwart als Geisel viele Fragen aufwarf.

Doch zuerst meldete sie sich auf der Seite www.albanm.net an. Das Verfahren war genauso simpel wie auf einer Verkaufsseite. Vor allem hatte Alban M. die Richtlinien von dort übernommen. Bevor man zum Wählen zugelassen wurde, musste man seine E-Mail-Adresse angeben, dann die allgemeinen Geschäftsbedingungen akzeptieren, die er sorgfältig mit einer Prise Zynismus versehen hatte: »Hiermit erkläre ich, dass ich die allgemeinen Geschäftsbedingungen der Seite gelesen habe und dass ich damit einverstanden bin, E-Mails zu erhalten, die zum Ziel haben, einen Freund zu retten.«

Unten auf der Startseite zeigte ein Zähler die Zahl der angemeldeten Personen an, es waren bereits fast 600 000. Jedes Detail erinnerte die User an ihre gewohnte Internetumgebung. Die Erwähnung der Mitgliederzahl und der Gemeinschaft waren starke Hebel der sozialen Netzwerke. Alban M. schaffte es, die Neugier der Öffentlichkeit zu wecken sowie ihre Lust, an einem so schrecklichen Ereignis teilzuhaben. Außerdem hatte Alban M. darauf geachtet, dass die Welt den von ihm vorbereiteten Wendungen des Geschehens folgen konnte. Man konnte die Seite in fünf Sprachen aufrufen – Englisch, Spanisch, Französisch, Arabisch und Chinesisch. Es handelte sich um eine neue Form von Reality-TV im Zeitalter der neuen Technologien.

Vielleicht konnte man ja die Meinungsumfrage zum Tod, die ständig angezeigt wurde, irgendwie deaktivieren? Clara schickte Dany eine E-Mail, damit er herausfand, wo die Seite angemeldet war. Sie erinnerte sich an die Abschaltung der Seite des Streamings MEGAUPLOAD, bei dem auf der Startseite das Logo des FBI prangte, um an die juristischen Gründe für die Schließung zu erinnern. Bis zu diesem Schritt hatte es allerdings Monate gedauert. Clara sah nur eine technische Lösung; ein juristisches Vorgehen wäre angesichts des von Alban M. auferlegten Wettlaufs mit der Zeit nicht effektiv.

Sie stampfte mit dem Fuß auf und ärgerte sich, dass sie keine Antwort von Dany erhielt. Sie nahm den Telefonhörer ab, doch nach fünfmaligem Klingeln meldete sich der Anrufbeantworter des jungen Mannes. Die Ungeduld trieb sie aus dem Büro und in das wenige Meter entfernte Großraumbüro, in dem Dany arbeitete. Sein Stuhl war leer. Sie blickte sich um und begegnete dem Blick eines Analysten, der seinen Kopfhörer abnahm:

»Er ist vor einer halben Stunde gegangen.«

»Wohin?«, fragte Clara wütend darüber, dass er sie nicht informiert hatte.

»Das weiß ich nicht.«

»Wie? Wir stecken inmitten einer nationalen Krise und Sie lassen einen unserer Mitarbeiter gehen, ohne etwas zu sagen!«

»Aber …«

»Das reicht! Suchen Sie ihn. Basta!«, erwiderte Clara schroff.

Erfolglos versuchte sie, ihn auf dem Handy zu erreichen.

Gleichzeitig versuchte Clara, die Berichterstattung über den Fall im Auge zu behalten. Die Internetseiten der Zeitungen brachten ständig neue Informationen und vor allem die Zahlen der Direktwahl. Das Foto jeder Geisel sowie ihre Prozentzahl wurden permanent auf den Nachrichtensendern eingeblendet. Foren und Blogs, ob sie nun weibliche Mode, Kochen oder Medizin zum Thema hatten, fanden



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