Cotton Reloaded: Die letzte Nacht by Timothy Stahl

Cotton Reloaded: Die letzte Nacht by Timothy Stahl

Autor:Timothy Stahl [Stahl, Timothy]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-7325-2925-4
Herausgeber: Bastei Lübbe AG
veröffentlicht: 2016-10-20T00:00:00+00:00


6

31. Dezember

20:08 Uhr

»Sie glauben mir also?« Kristin McCullen sah Cotton an, als könne sie ihrerseits ihm nicht glauben.

Er nickte. »Ja. Ich habe ihn selbst gesehen.«

»Den Mörder?«

Er hob die Schultern. »Jedenfalls habe ich einen Teufel gesehen.«

»Und ich dachte schon, ich wäre … ich hätte …« Sie schüttelte den Kopf und fuhr sich über die Augen. »Den Verstand verloren oder so. Ich dachte sogar an den Colorado Raper.«

»Den Colorado Raper?«, wiederholte Cotton.

Kristin winkte ab. »Das ergäbe keinen Sinn. Der Colorado Raper ist ein Triebtäter, der seit vielen Jahren immer wieder Frauen überfällt und dabei eine Teufelsmaske trägt. Aber warum sollte der … Johnny …« Sie schluckte.

»Das weiß ich allerdings auch nicht. Trotzdem sollte man nichts außer Acht lassen, keinen noch so vagen Hinweis«, sagte Cotton, erhob sich und sah auf den Toten hinunter.

Johnny Housemann, der Mann mit der Löwenmähne, war ermordet worden. Am Abend einer großen Wiedersehensfeier, deren Gastgeber er mehr oder weniger war, und der Täter hatte eine Maske getragen. Welche Schlüsse ließen sich daraus ziehen? Wenn man Zufälligkeiten ausschloss. Und das tat er. So etwas wie dieser Mord passierte nicht »einfach so«. Also …

Der Täter war hier, er gehörte zu den Gästen oder zum Personal. Und er wollte nicht erkannt werden. Warum nicht?

Vielleicht hat er einkalkuliert, dass es nicht klappen könnte, überlegte Cotton. Das konnte natürlich sein. Wenn Johnny Housemann seinem Mörder entwischt wäre, ihn vorher aber noch erkannt hätte, das wäre schlecht gewesen … für einen zweiten Versuch? Oder für weitere Pläne?

Cottons Gedanken wollten ihm davongaloppieren. Er zügelte sie. Immer schön der Reihe nach …

»Nanu?« Er stutzte. »Was hat er denn da in der Hand?«

»Was meinen Sie?«, fragte Kristin. Sie nagte nervös auf ihrer Unterlippe.

»Na, das da.« Cotton ging in die Hocke und bog die Finger der rechten Hand des Leichnams auf. Die Totenstarre hatte noch nicht eingesetzt. Er klaubte einen zerknüllten Zettel aus Housemanns Hand, faltete ihn auseinander, hob die Brauen und hielt ihn Kristin hin.

»Was hat das zu bedeuten?«, fragte er.

Sie las. Und erstarrte. Zuckte sogar zurück, als hätte sie sich verbrannt.

»Das … das war ich auch nicht.«

»Ach nein?«

»Nein! Das ist auch gar nicht … Warten Sie.« Sie fuhr herum, ging zum Bett, wühlte in der darauf abgestellten Reisetasche.

»Hey, hey, langsam!«, rief Cotton und schnellte hoch. Sollte er sich geirrt haben? War sie nicht so unschuldig, wie er zu glauben bereit gewesen war, und wollte sie jetzt eine weitere Waffe aus ihrer Tasche holen, um ihn …

Sie drehte sich herum und warf etwas nach ihm.

Jetzt war er es, der im Reflex zurückzuckte. Aber ebenso reflexhaft fing er auf, was sie geworfen hatte.

»Was ist das?«, fragte er verdutzt. Er drehte das Wurfgeschoss in den Händen.

»Mein Tagebuch. Machen Sie es auf, gucken Sie hinein.«

»Aber …«

Kristin wies auf das Buch und dann auf den blutigen Zettel aus der Hand des Toten. »Vergleichen Sie die Handschriften.«

Es war ihm ein bisschen unangenehm, aber er tat es, schlug Kristins Tagebuch irgendwo auf, vermied es, den Eintrag wirklich zu lesen, und hielt die Notiz daneben. Er war kein Experte, aber dass die beiden Handschriften grundverschieden waren, sah auch ein Laie.



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