Corinna, die Ponys und das Meer by Lise Gast

Corinna, die Ponys und das Meer by Lise Gast

Autor:Lise Gast [Gast, Lise]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Saga
veröffentlicht: 2016-05-26T00:00:00+00:00


* * *

Am Morgen weckte mich strahlendes Wetter, viel zu zeitig. Schnell hinein in den Trainingsanzug und füttern! Diesmal hatten wir Grünes auf Vorrat geschnitten. Ich verteilte es an die gierigen Ponymäulchen und schloß das Tor sorgfältig hinter mir. Heute durfte keine Panne passieren! Dann los, zum Hapag-Haus nebenan! Unter dem Fenster der jungen 'Tante', mit der ich das Ständchen verabredet hatte, pfiff ich durch die Finger. Gleich darauf schoß ihr Kopf zwischen den Vorhängen heraus.

Das Ständchen wurde ein voller Erfolg. Die kleinen Sängerinnen und Sänger schrien ihre Begeisterung aus voller Kehle zu den Fenstern der Möwe hinauf.

Inzwischen hatte ich alles, was zu einem nahrhaften Frühstück gehört, auf ein großes Tablett gebaut und balancierte es über die steile und sehr enge Treppe. Die Möwe hat sich hier ein breites und schönes Zimmer mit vorgelagerter Glasveranda ausbauen lassen, von dem aus man einen wunderbaren Blick aufs Meer hat. Als ich klopfte, öffnete mir die Großfürstin, die ja, Gott sei’s geklagt, zu den Frühaufstehern gehört und einen ständig beschämt, so zeitig man sich auch aus Morpheus’ Armen reißt. Sie nahm mir das Tablett ab und stellte es vor das Bett des Geburtstagskindes.

Die Möwe heuchelte freundliches Erstaunen. Sie hatte natürlich längst Lunte gerochen, spielte aber ihre Rolle sehr hebenswürdig und echt. Zunächst mußte sie huldvoll aus dem Fenster winken, als das Ständchen zu Ende geschmettert war, dann kroch sie mit wohligem Schmunzeln wieder ins Bett und winkte uns heran, damit wir daran teilhätten. Wir, Mutsch und ich, hatten nichts dagegen, wir sind ausgesprochene Frühstücks genieß er.

'Dort sind Teller und Tassen' – wir hatten nur für sie welche mitgebracht –, 'da im Glasschrank. Wenn du versprichst, alles selbst abzuwaschen.'

Ich versprach es. Gleich darauf klopfte es, und auf Frau Möwes 'Herein' schob sich ein riesenhafter Rosenstrauß durch den Türspalt. Dahinter erschien – ich hatte es irgendwie geahnt – der Vollbart. Als er erst der Hausherrin und dann meiner Mutter die Hand küßte, erriet ich – endlich! – die Zusammenhänge.

Er ist nicht nur der älteste Möwensohn, sondern heißt auch mit dem Vornamen Sven.

Peng, machte es bei mir. Ich muß unbeschreiblich dumm ausgesehen haben, als ich draus klug wurde.

'Mach den Mund zu, es zieht', sagte meine Mutter leicht indigniert und gab mir einen Ellbogenstoß. Sie hatte recht, oh, so sehr recht! Ich versuchte nun, mich so intelligent wie möglich zu benehmen, und holte zunächst ein Gedeck für Sven, und, nachdem ich ringsum eingeschenkt hatte, neuen Kaffee. Dabei blieb mir Zeit, meine soeben erst wiedergenesenen Gesichtszüge zu ordnen, und das schien mir zu gelingen, nach dem befriedigten Gesicht der Großfürstin zu urteilen.



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