Conan der Verteidiger by Robert Jordan

Conan der Verteidiger by Robert Jordan

Autor:Robert Jordan [Jordan, Robert]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2011-03-28T04:00:00+00:00


Kapitel 12

12.

Ein Mann ließ auf der Freitreppe zum Mitratempel erschrocken seinen Käfig mit Tauben fallen, als der große Trupp Freier Söldner durch die schmale, gewundene Straße kam. So erstaunt war er, bewaffnete Berittene im Tempelviertel zu sehen, daß er mit offenem Mund gaffte und nicht einmal bemerkte, daß sein Käfig zerbrochen war und die als Opfer gedachten Vögel sich auf weißen Flügeln durch die Luft schwangen.

Hordos Sattel knarrte, als er sich nach vorn beugte und Conan heftig zuflüsterte: »Das ist Wahnsinn! Wir können von Glück reden, wenn uns auf dem Berg nicht die gesamten Goldenen Leoparden entgegenkommen!«

Conan schüttelte stumm den Kopf. Er wußte sehr wohl selbst, daß es nicht die übliche Weise war, unangemeldet mit vierzig Bewaffneten angeritten zu kommen, um zu ersuchen, in den Dienst des Königs treten zu dürfen. Aber er wußte auch, daß keine Zeit für den üblicheren Weg der Bestechung war. Also blieb nur die Anwerbung in die nemedische Armee. Oder eben dies hier.

Tatsächlich waren es nicht so sehr die Goldenen Leoparden, derentwegen er sich Sorgen machte, als vielmehr die jungen Rebellen. In ihrer Verzweiflung, da sie glaubten, er habe sie verraten oder sei gerade dabei, waren sie zu fast allem imstande. Und diese gewundenen Straßen den Berg zum Königspalast hoch waren für einen Hinterhalt wie geschaffen.

Diese Straßen stammten aus alter Zeit, als auf dem Berg – lange, ehe der Königspalast erbaut wurde – eine Festung gestanden hatte, um die herum ein Dorf entstanden war, das sich im Lauf der Jahrhunderte zur Stadt Belverus entwickelte. Die Serpentinenstraßen waren geblieben, auch als Tempel aus Alabaster und Marmor und poliertem Granit die einfachen Hütten verdrängt hatten.

Der Palast hatte viel von der Festung ringsum übernommen, allerdings bestanden seine Mauern mit den Brustwehren nun aus glänzendem weißem Marmor, und die Türme, die sich dahinter erhoben, aus Porphyr und grünem Basalt. Die Fallgatter waren aus vergoldetem Eisen, und über einen trockenen Graben ringsum, der mit spitzen Pfählen gespickt war, führten Zugbrücken. Außerhalb des Grabens befand sich eine größere Fläche kurzgehaltenen Rasens ohne jegliche andere Gewächse, um zu verhindern, daß sich irgend jemand unbemerkt anschleichen konnte. Diese Rasenfläche trennte den Palast vom Tempelviertel rings um den Fuß des Berges.

Am Rand der Rasenfläche ließ Conan anhalten. »Bleibt hier!« befahl er.

»Nur zu gern«, murmelte Hordo.

Conan ritt allein weiter auf seinem ein wenig ungeduldig tänzelnden Rapphengst. Zwei mit Piken bewaffnete Soldaten in goldfarbenen Umhängen bewachten die Zugbrücke, und ein Mann mit dem Kammhelm des Offiziers trat aus dem Wachtturm, als der riesenhafte Cimmerier sein Pferd anhielt.

»Was sucht Ihr hier?« fragte der Offizier. Er betrachtete den Rest der Freien Söldner nachdenklich, aber sie waren noch eine gute Strecke entfernt und nicht sehr zahlreich.

»Ich möchte meine Kompanie in den Dienst König Garians stellen«, antwortete Conan. »Ich habe sie in einer Kampfart ausgebildet, die in Nemedien und der übrigen westlichen Welt neu ist.«

Der Offizier lächelte spöttisch. »Ich habe noch von keinem freien Söldnertrupp gehört, der keine angeblich geheime Kriegskunst beherrscht. Was ist Eure?«

»Ich werde sie Euch vorführen. Es ist besser, wenn Ihr Euch selbst überzeugt.« Innerlich atmete er erleichtert auf.



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