Conan der Glorreiche by Robert Jordan

Conan der Glorreiche by Robert Jordan

Autor:Robert Jordan [Jordan, Robert]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2011-04-01T04:00:00+00:00


Kapitel 13

13.

Für manches waren die Nacht und die Tiefe der Erde erforderlich, denn einiges ertrug weder das Tageslicht noch offenen Himmel. Wie so oft das Nachts hielt sich Naipal auch heute in seinem grauen Gewölbe tief unter dem Palast auf. Die Luft roch nach Schwarzer Magie, es war der unangenehm süßliche Geruch von Moder, vermischt mit dem unbeschreiblichen, aber unverkennbar höllischen des Bösen. Dieser Geruch haftete an Naipal, was vor seiner letzten Tat in dieser Kammer nicht der Fall gewesen war. Aber es fiel ihm nicht auf, und selbst wenn er es bemerkt hätte, wäre es ihm gleichgültig gewesen.

Er betrachtete nachdenklich den wiederbelebten Krieger, der reglos wie Stein an der gleichen Stelle stand, die er ihm in der vergangenen Nacht angewiesen hatte. Dann wanderte des Zauberers Blick zu seinem Werktisch und hastig über die Elfenbeinschatulle zu den Kristallgefäßen. In ihnen befanden sich die fünf Zutaten, die er zur Wiederbelebung benötigte, und zwar die ganze Menge, die er besaß. In König Orissas Grabpalast unter der verlorenen Stadt Maharashtra standen zwanzigtausend todlose Krieger, eine unsterbliche Armee, die alles zu erobern vermöchte. Und er vermochte höchstens zwanzig ins Leben zu rufen.

Mit gefletschten Zähnen stapfte er hin und her. Die Magier alter Zeit, die Orissas Grabgewölbe hergerichtet hatten, hatten auch des Herrschers Befehl gehorcht, ihm eine ewige Leibgarde mitzugeben. Doch diese Magier scheuten die Folgen, falls diese Leibgarde je geweckt würde, und so planten sie gut. Nur eine der fünf Zutaten war in Vendhya zu finden. Die anderen, die die Magier hauptsächlich deshalb gewählt hatten, weil sie wenig für Zauberei benutzt wurden, waren in Ländern zu bekommen, die für Vendhya, selbst zweitausend Jahre später, kaum mehr als Sagen waren. Natürlich hatte er seine Vorbereitungen getroffen, aber was nützte das, wenn das Unheil bereits über seinem Haupt schwebte?

Mit Gewalt lenkte er den Blick zu der Elfenbeinschatulle. Unwillkürlich ballte er die Fäuste und funkelte sie an, als wollte er sie zerschmettern, und er war sich nicht sicher, ob er das nicht wirklich wollte. Letzte Nacht war er aus der Kammer geradezu geflohen, und während er sich durch die Korridore seines eigenen Palasts stahl, sagte er sich immer wieder, daß es nicht die lähmende Furcht war, die zu ihm zurückkehrte. Nein, sie hatte er besiegt. Er brauchte lediglich ein wenig Entspannung. Er rief Musikanten, ließ feinste Speisen und Getränke bringen, aber alles schmeckte wie Sägemehl, und die Flöten und Zithern machten ihn nur noch nervöser. So befahl er, Köche und Musikanten auszupeitschen. Zu zweien und dreien bestellte er die Frauen seiner Purdhana zu sich, und weinend und mit Striemen bedeckt kehrten sie zurück, weil sie nicht imstande gewesen waren, ihn zu ergötzen. Fünfmal hatte er im Lauf des Tages in seinem Namen zehntausend Pice an die Armen verteilen lassen, doch nicht einmal das hatte ihn in bessere Stimmung gebracht. Nun war er zurück in seinen durch Zauberei aus der Erde gehöhlten Räumen. Und hier würde er endlich etwas gegen den Ursprung der Gefahr – was und wo immer er auch liegen mochte – unternehmen.

Seine Hand langte nach der flachen Elfenbeinschatulle – und hielt beim Klang eines Glöckchens inne.



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