Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman by Elisabeth Florin
Autor:Elisabeth Florin [Florin, Elisabeth]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-09-29T04:00:00+00:00
SIEBEN
Samstag, 7. Mai
Mit bewusst ungelenken Bewegungen beugte sich Pavarotti nach unten, um seinen Ball auf das Tee zu setzen, und gab damit den Blick auf sein voluminöses Hinterteil frei. Er konnte spüren, wie Topolini hinter ihm feixte. Er war schon bei der Begrüßung im Clubhaus sichtlich belustigt gewesen, als er Pavarottis ansichtig wurde.
Der Commissario hatte seine Leibesfülle in eine besonders scheußliche karierte Golfhose gezwängt, die er eine halbe Stunde vor Spielbeginn im Golfshop gekauft hatte. Gottlob war sie stark reduziert gewesen. Kein ernsthafter Spieler, schon gar nicht einer mit seiner Figur, würde sich damit auf dem Platz sehen lassen. So liefen bloß Golftrottel herum.
Pavarotti setzte den Schläger hinter dem Ball auf, holte weit aus und – nichts. Er hatte den Ball beim Durchschwingen mit Absicht nicht getroffen. Luftschlag, ganz schlimmer Anfängerfehler. Er seufzte tief und drehte sich entschuldigend und ein wenig peinlich berührt nach Topolini um, der es gerade noch rechtzeitig schaffte, sein Grinsen zu einem höflichen Pokerface erstarren zu lassen.
»Verzeihung. Bin wohl etwas aus der Übung. Sie müssen Geduld mit mir haben, Signore.«
»Kein Problem, lassen Sie sich Zeit, Commissario«, antwortete sein Golfpartner leichthin.
»Vielen Dank, sehr freundlich«, antwortete Pavarotti, schwang locker durch und schmetterte seinen Ball mit einem bewusst eingesetzten Slice direkt aufs Grün. Nicht unmittelbar neben die Fahne, aber Auftreffpunkt auf dem Grün und Weite waren nicht schlecht. Rund hundertachtzig Meter vom Abschlag bis zum Loch. Mit der notwendigen ruhigen Hand und ein wenig Glück würde er den Ball mit dem nächsten Schlag einlochen können.
»Oh, na das ist doch … Was für ein glücklicher Zufall!«, zirpte Pavarotti scheinheilig und kletterte vom Abschlag.
Topolini stand neben seinem Bag wie erstarrt. Er sah fast selbst so aus wie ein überdimensionales Tee. Das gewinnende Lächeln war auf seinem Gesicht festgefroren.
»Wollen Sie nicht auch abschlagen, Signore?«, forderte ihn Pavarotti freundlich auf. »Ich glaube, der nächste Flight nach uns ist in fünf Minuten dran.«
»Ja, ja sicher, naturalmente.« In den Jüngeren kam wieder Bewegung. Er grinste. »Gratulation, Commissario. Ein guter Schlag. Wenn Sie den Fall abgeschlossen haben und wieder mehr Zeit zum Üben haben, werden Sie für diese Entfernung sicher bald keinen Driver mehr benötigen.«
Mit zusammengekniffenen Augen maß Topolini noch einmal die Entfernung zum Grün – als ob er nicht schon vorher lang und breit die Auskunftstafel mit allen Angaben studiert hätte –, packte dann mit großer Geste sein Fünfer-Eisen aus und begab sich mit sportlich-elegantem Hüftschwung auf den Abschlag. Pavarotti seufzte.
Im Unterschied zu dem Italiener kannte er den Golfplatz Lana wie seine Westentasche. Fast so gut wie seinen Heimatclub in Bozen. Auf der Eins kam um diese Uhrzeit meistens ein scharfer Wind von Westen, das hieß aus Richtung des Grün. Der heutige Tag bildete keine Ausnahme, Pavarotti konnte den Wind im Gesicht spüren. Wer sich überschätzte und einen Schläger wählte, mit dem er unter normalen Bedingungen die erforderliche Weite problemlos erzielte, würde bei diesem Gegenwind keine Chance haben, es mit der Kugel bis auf das Grün zu schaffen. Wenn man Glück hatte, landete der Ball auf dem Fairway, dreißig Meter vor dem Loch oder in den von den Konstrukteuren just aus diesem Grund dort platzierten Sandbunkern.
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