Codex Mosel by Mischa Martini

Codex Mosel by Mischa Martini

Autor:Mischa Martini [Martini, Mischa]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-05-12T00:00:00+00:00


Nach dem Essen stellte Bruno den Topf auf den Boden. Der Hund trottete herbei und fraß die Reste. Grabbe beobachtete die Szene mit gerümpfter Nase.

»Sie sollen diesen Einsiedler von St. Jost besser kennen?« Walde schaute auf seine Uhr, aber in der Dunkelheit war nichts zu sehen.

»Was heißt besser kennen?«

»Was er so macht.«

»Der Veit gräbt hier oft.«

»Wo?«

»Hier in den Felsen im Busental.« Bruno wischte sich mit der Hand eine Stechmücke von der Stirn. »Das sind Sandhöhlen, bröckeliger Fels und viel Sand. Im neunzehnten Jahrhundert haben die Leute hier Sand abgegraben, den sie eimerweise als Scheuermittel verkauft haben.«

»Dann sind die Höhlen nicht natürlich entstanden?«

»Bei der hier weiß ich es nicht, aber drüben ist eine«, der Mann deutete auf den gegenüberliegenden Hang, »die ist ein paar Kilometer lang und so verzweigt, dass sich Kinder auf Erkundungstour verlaufen haben. Deshalb wurde der Eingang vor ein paar Jahren zugemauert.«

»Und Veit?«, versuchte Walde wieder zum Thema zu kommen. »Wonach gräbt der?«

»Der sucht den Heiligen Gral.«

»Aha.«

Weit draußen im Wald war ein Bellen zu hören. Der Hund nahm die Schnauze aus dem Topf und stellte die Ohren auf.

»Ruuhig, ruuhig«, besänftigte ihn sein Herrchen. »Nee, das ist kein Quatsch, der Veit ist schon mal verschüttet worden. Der schafft ja immer allein, wäre fast sein Ende gewesen.«

»Und?«

»Er wurde unten am Bach mit einem gebrochenen Fuß gefunden. Aber er sagt keinem, wo er gräbt. Höhlen gibt es hier genug.«

»Und wo könnte er jetzt sein?«

»Keine Ahnung, vielleicht in seiner Hütte bei St. Jost.«

Walde schüttelte den Kopf. »Denken Sie, dass er vielleicht von Trier fort will?«

»Glaub ich nicht, der lebt schon seit über zehn Jahren hier in der Wildnis, der kann nicht einfach so in Köln oder Hamburg Platte machen.«

Bruno nahm den Topf und lehnte ihn an den Fels neben der Höhle. »Den Rest sollen heute Nacht die anderen Tiere haben.«



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