Clown Under by Andreas Schaible

Autor:Andreas Schaible [Schaible, Andreas]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Bastei Entertainment
veröffentlicht: 2016-07-14T16:00:00+00:00

»Siehst du, es ist ganz einfach!«

Diego warf mir lässig eine Jonglierkeule zu, die ich zu fangen versuchte. Der kolumbianische Jongleur war Mitte zwanzig. Er hatte kurze schwarze Haare, war braun gebrannt, und seine klar definierten Muskeln zeichneten sich unter seinem engen Shirt deutlich ab. Auf seinem Hals war in geschwungenen Lettern sein eigener Name tätowiert: Diego. Bei jedem seiner Auftritte fingen sämtliche Zuschauerinnen an zu kreischen – er war zweifellos ein Frauenschwarm.

»Nicht zu schwach und nicht zu kräftig, auch der Drall ist wichtig. Die Keule muss in der richtigen Position bei mir ankommen. Versuch es!«

Er blickte mich erwartungsvoll an, und mit einer kräftigen Bewegung schmiss ich die Keule quer durch die Manege. Diego fing sie locker auf und blickte mich an.

»Na also. Sieht doch gut aus. In der nächsten Show wirst du mit mir in der Manege stehen und mir die Keulen während des Auftritts zuwerfen.«

Er klopfte mir kurz auf die Schulter und schlenderte mit seinem selbstbewussten Gang aus dem Zirkuszelt.

Ich stand noch immer im Zirkusrund mit ein paar Jonglierbällen von Diego neben mir. Eine gelungene Abwechslung zu den Äpfeln, mit denen ich in den letzten Wochen hatte vorliebnehmen müssen, wenn ich jonglieren wollte. Ich fing an, drei der Bälle wild durch die Luft zu schleudern, und drehte mich, während sie für einen Moment alle in der Luft waren, um die eigene Achse. Dann lief ich eine kleine Runde, um den leeren Zuschauerrängen meine besten Tricks zu zeigen – die, na ja, recht kümmerlich waren. Als ich mich am Ende meines ersten kleinen Auftritts verbeugte, applaudierte leider niemand. Egal. Ich wusste, meine Bemühungen würden nicht umsonst sein.

Ich lief zu meinem Handy, das ich in der ersten Reihe platziert hatte, und beendete die Videoaufnahme. Meine kleine Jongliershow war sicher ein voller Erfolg, wenn sie erst meine Familie sah, der ich den Clip kurz darauf zuschickte.

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