Clockwork Orange by Anthony Burgess

Clockwork Orange by Anthony Burgess

Autor:Anthony Burgess [Burgess, Anthony]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 3-453-02388-9
Herausgeber: Heyne Verlag
veröffentlicht: 2011-05-19T22:13:23+00:00


4

Der Pflegerveck fuhr mich in eine Art Saal, aber der war wie kein Kino, das ich je gesehen hatte, Brüder. Gewiß, auf einer Seite war eine Leinwand, und gegenüber war eine Wand mit kleinen viereckigen Löchern darin, daß der Projektionsapparat seine Filmbilder auf die Leinwand werfen konnte, und das ganze Mesto war voll von Stereolautsprechern. Aber an der rechten Seitenwand waren so was wie Computerpulte mit lauter kleinen Anzeigeskalen, und mitten im Saal und gegenüber von der Leinwand war ein Ding wie ein Behandlungsstuhl von einem Zahnarzt, und von diesem Stuhl ging jede Menge Kabel aus.

Ich mußte aus dem Rollstuhl auf dieses Ding kriechen, wobei mir ein anderer Pflegerveck in einem weißen Mantel half. Dann merkte ich, daß die Wand unter den Projektionslöchern wie aus beschlagenem Glas war, und ich glaubte Schatten wie von Leuten zu sehen, die sich dahinter bewegten, und ich dachte, daß ich ein Husten sluschte, das von dort zu kommen schien. Das mußte an der Umstellung von der Gefängnismotschka auf dieses neue üppige Futter liegen, und an diesen Vitaminen, die mir eingespritzt wurden, dachte ich.

»Gut«, sagte der Veck, der meinen Rollstuhl geschoben hatte, »ich lasse Sie jetzt allein. Die Vorstellung wird beginnen, sobald Doktor Brodsky eintrifft. Ich hoffe, sie wird Ihnen gefallen.« Um die Wahrheit zu sagen, Brüder, ich hatte eigentlich nicht das Gefühl, daß ich an diesem Nachmittag Filme sehen wollte. Ich war irgendwie nicht in der Stimmung. Es hätte mir viel besser gefallen, einen hübschen ruhigen Spatschka auf dem Bett zu haben, ganz still und für mich allein. Ich fühlte mich sehr schlapp.

Was nun passierte, war, daß einer von diesen weißgekleideten Vecks meinen Gulliver an eine Art Kopfstütze schnallte, und dabei sang er die ganze Zeit so einen beschissenen Popschlager vor sich hin. »Wozu soll das gut sein?« fragte ich. Und dieser Veck unterbrach sein Gesumme und Gegurgel für einen Augenblick und antwortete, es habe den Zweck, meinen Gulliver stillzuhalten und dafür zu sorgen, daß ich zur Leinwand sehe. »Aber ich will ja zur Leinwand sehen«, sagte ich. »Ich bin hergebracht worden, um Filme zu sehen, und das werde ich auch tun.« Und dann hatte der andere Weißmantelveck (es waren insgesamt drei von ihnen da, wie es schien, aber der mit dem Rollstuhl war abgezogen) einen ruhigen kleinen Smeck über meine Worte und sagte: »Man kann nie wissen. Wirklich, das kann man vorher nie so genau wissen. Vertrauen Sie uns, Freund. Es ist besser so.« Dann kam eine Dewotschka vorbei und setzte sich an diese Schaltpulte und begann mit den Knöpfen herumzuspielen, aber gleich darauf hatten sie meinen Gulliver so fest, daß ich nur noch geradeaus sehen konnte. Und dann fand ich, daß sie meine Arme auf die Armlehne schnallten, und meine Nogas wurden auf der Fußstütze festgemacht. Es kam mir ein bißchen bezumnie vor, aber ich ließ sie machen. Wenn ich in zwei Wochen wieder ein freier junger Malitschick sein durfte, dann mußte ich in der Zwischenzeit auch was in Kauf nehmen, und so war mir alles recht, was sie mit mir machten.



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