Cleo by Helen Brown
Autor:Helen Brown [Brown, Helen]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
ISBN: 9783552061521
veröffentlicht: 2010-05-25T22:00:00+00:00
Einige Wochen nach Robs Geburtstag erhielt ich einen Anruf von Jim Tucker, dem Chefredakteur einer Zeitung. Er wollte eine neue landesweite Zeitung namens The Sunday Star herausbringen und fragte mich, ob ich nicht Lust hätte, als Feature-Redakteurin zum Team dazuzustoÃen. Während ich Jims begeisterten Ausführungen lauschte, musste ich mich kurz einmal zwicken, um mich davon zu überzeugen, dass ich das alles nicht nur träumte. Auf einen solchen Neuanfang im Berufsleben hatte ich insgeheim schon lange gehofft, war aber bis zu diesem Tag im Innersten überzeugt gewesen, dass diese Hoffnung niemals in Erfüllung gehen würde. Meine wöchentliche Kolumne über das Familienleben in der Zeitung von Wellington war schlieÃlich nicht gerade pulitzerpreisverdächtig.
Jim versprach mir den Traum einer jeden Mutter â flexible Arbeitszeiten. Nur über eine Sache würde er nicht verhandeln. Wenn ich den Job wollte, müsste ich die ganze Familie inklusive Katze packen und sechshundert Kilometer weit in den Norden nach Auckland ziehen. Das Herz klopfte mir bis zum Hals, als ich Jim dankte und ihn um ein paar Tage Bedenkzeit bat.
Lautlos schlich sich Cleo in die Küche und sah mich mit halbmondförmigen Augen an. Ich hob sie hoch und fuhr ihr durch das seidige Fell. Wir hatten viele gute Freunde in Wellington. War es möglich, Ginny und Jason zu verlassen? Rob ging gerne in seine Schule. Seine Geburtstagsfeier hatte gezeigt, wie gut er mit seinen Klassenkameraden auskam. Lydia war noch so klein, dass sie den Wechsel kaum mitbekommen würde, aber ich würde mich um ein gutes Kindermädchen kümmern müssen, für die Zeit, in der ich arbeitete. Und was war mit Cleo? Katzen sind bekannt dafür, dass sie stärker an einem Ort verwurzelt sind als Menschen.
Nicht zu vergessen der Job. Jim war offenbar überzeugt, dass ich auch zu anderen Dingen als Babys, Teppichflusen und Einkaufswägen etwas zu sagen hatte, aber was, wenn er nicht Recht hatte? Nach zehn Jahren, die ich in einem öden Vorort gefristet hatte, hatte ich das, was ich auf der Journalistenschule gelernt hatte, sicher vergessen. Bestimmte Teile meines Gehirns mussten geschrumpft sein. Warum sonst sollte ich auf meinen Einkaufslisten Kürzel verwenden, die ich, kaum war ich im Supermarkt angekommen, nicht mehr entschlüsseln konnte? Ich würde vor aller Augen versagen, öffentlich.
Ich liebte Wellington und hatte die charakterstärkenden Seiten seines Wetters, der Hügel und Erdbeben zu schätzen gelernt. Andererseits war eine gröÃere, wärmere Stadt auch nicht zu verachten. Manchmal fragte ich mich, ob unser Häuschen auf einer Verwerfungslinie des Unglücks stand und jedem, der in ihm wohnte, Leid brachte. In der Zeit meiner Schwangerschaft und nach Lydias Geburt waren Steve und ich von Hochstimmung getragen gewesen, aber jetzt fielen wir wieder in die alten Muster zurück und zogen uns zurück oder waren von Groll auf den anderen erfüllt. Kurz, die Liebe lag mal wieder auf Eis. Vielleicht würden wir in lauen Sommernächten unter roten Hibiskusblüten noch einmal genügend Kraft für einen letzten Versuch aufbringen können.
Steve hatte mich immer in meiner »Karriere« unterstützt und war auch jetzt bereit, die Unannehmlichkeiten eines Hausverkaufs auf sich zu nehmen und alle zwei Wochen zu seinem Schiff zu pendeln.
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