Chroniken von Chaos und Ordnung. Band 1: Thorn Gandir: Aufbruch (German Edition) by Praßl J.h

Autor:Praßl, J.h. [Praßl, J.h.]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Acabus Verlag
veröffentlicht: 2013-10-10T22:00:00+00:00

Aufbruch

Der Anblick, der sich Thorn bot, als er am frühen Abend aus dem Haus in den Garten trat, zauberte ein Lächeln auf seine Lippen. Chara und Bargh hingen in Leinenhose und Unterhemd an einem Ast seines Olivenbaums und bearbeiteten mit Klimmzügen ihre ohnehin schon beeindruckende Armmuskulatur. Das Ganze hatte beinahe etwas Rührendes, zumal die beiden, abgesehen von ihrer beeindruckenden Statur, unterschiedlicher nicht sein konnten.

„Habt ihr einen Augenblick Zeit?“, begann er und die beiden ließen sich gleichzeitig auf den Boden fallen.

„Was gibt’s?“, fragte Bargh, wischte sich mit dem Hemdsaum den Schweiß von der Stirn und trottete auf ihn zu. Chara folgte ihm schweigend und marschierte auf Thorns Fingerzeig hin ins Haus, wo sie die Küche ansteuerte. Nachdem sich die beiden gesetzt hatten, lehnte sich Thorn gegen den Türrahmen.

„Wie ihr euch denken könnt, werde ich die Verfolgung der Diebe aufnehmen und noch vor Morgengrauen Richtung Aschran aufbrechen. Nachdem sich meine alte Gruppe aufgelöst hat, brauche ich neue Mitstreiter, die mich bei dieser Mission unterstützen und im Augenblick wüsste ich niemanden, der dafür in Frage käme.“

„Abgesehen von uns“, bemerkte Chara und ein schiefes Lächeln hob ihren Mundwinkel.

„Testaceus hält euch für kampferprobt“, gab ihr Thorn indirekt recht. „Ansonsten hätte er euch nicht als Leibwächter angeheuert.“ Er warf Chara einen herausfordernden Blick zu. „Auch wenn du deine Fähigkeiten noch nicht unter Beweis gestellt hast …“

Chara schwieg und wartete ab.

„Testaceus ist bereit, jeden, der mich unterstützt, fürstlich zu entlohnen. Telos wird mich auf jeden Fall begleiten. Die Vermus-Priesterschaft und Testaceus baten ihn darum, mir als Spezialist in Sachen Zepter zur Hand zu gehen. Aber wie es um seine Waffenfähigkeiten steht, weiß ich nicht.“

„Ist er nich’ ein Kriegspriester?“, warf Bargh ein.

„Richtig, aber selbst wenn er sich als guter Kämpfer herausstellt, werden wir zu zweit etwas arm aussehen, wenn wir uns verteidigen müssen.“

„Wie viel ist Testaceus bereit zu zahlen?“, fragte Chara unverblümt.

Thorn grinste. „Zehntausend Goldstücke für jeden von euch.“

„Bin dabei.“ Chara stand auf und marschierte wortlos aus der Küche.

„Natürlich nur, wenn wir erfolgreich sind!“, rief Thorn ihr hinterher.

„Sicher!“, kam es knapp zurück.

Jetzt grinste auch Bargh. „Mich hattest du schon in der Tasche, als du davon geredet hast, Valianor zu verlassen.“ Er stemmte sich hoch und stiefelte zur Tür. „Na dann, packen is’ angesagt!“

Die Strahlen der blutroten Abendsonne brachen sich an den Dachgiebeln der Villa des Cäsarus und fielen auf die Pflastersteine der Straße, die an die Gärten des Anwesens grenzte. Neben dem schmiedeeisernen Tor entrollten zwei feingliedrige Hände sorgfältig ein Schriftstück. Einen Augenblick später ging die Sonne unter. Im Schein der Laterne, die auf einem der zwei glatten Steine neben dem Tor abgestellt worden war, glitt ein Augenpaar rasch über die schlampig geschriebenen Worte. Die Botschaft fiel diesmal noch knapper aus als sonst:

Neue Instruktion: Sichert das Zepter der Macht! Es befindet sich in den falschen Händen.

KdB

Es knisterte, als das Schriftstück in die Flamme der Laterne gehalten wurde. Nachdem es zu Asche verbrannt war, trug der Wind die Reste davon. Ein neues Pergament wurde auf dem Stein entrollt, ein Tintenfass aus einem Beutel gezogen und eine Feder in die schwarze Flüssigkeit getaucht.

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