Chronik eines angekuendigten Todes by Márquez Gabriel García

Chronik eines angekuendigten Todes by Márquez Gabriel García

Autor:Márquez, Gabriel García [Márquez, Gabriel García]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783462306743
Herausgeber: eBook by Kiepenheuer&Witsch
veröffentlicht: 2012-12-09T23:00:00+00:00


Die von den Messern angerichteten Verwüstungen waren nur ein Vorspiel der gnadenlosen Autopsie, zu deren Durchführung sich Pater Carmen Amador in Abwesenheit von Doktor Dionisio Iguarán verpflichtet sah. »Es war, als hätten wir ihn nach seinem Tode noch einmal getötet«, sagte der alte Pfarrer in seinem Alterssitz Calafell zu mir. »Aber es war eine Anordnung des Bürgermeisters, und die Anordnungen dieses Barbaren, mochten sie auch noch so blöde sein, mussten ausgeführt werden.« Das war nicht ganz gerecht. In der Verwirrung jenes verrückten Montags hatte Oberst Aponte mit dem Provinzgouverneur dringende Telegramme gewechselt, und dieser hatte ihn ermächtigt, die Vorermittlungen zu führen, bis ein Untersuchungsrichter geschickt würde. Der Bürgermeister war vorher Offizier beim Heer gewesen, ohne jegliche Erfahrung in gerichtlichen Angelegenheiten und viel zu eitel, um sich bei einem Fachmann zu erkundigen, wie er den Fall angehen müsse. Als Erstes machte ihm die Autopsie Sorgen. Cristo Bedoya, der Medizin studierte, verwies auf seine enge Freundschaft mit Santiago Nasar und wurde von der Aufgabe entbunden. Der Bürgermeister dachte, man könne die Leiche bis zu Doktor Dionisio Iguaráns Rückkehr gekühlt halten, aber er fand keinen Kühlschrank in Menschengröße, denn der einzige passende auf dem Markt war außer Betrieb. Der Leichnam war für die Öffentlichkeit auf einer schmalen Eisenpritsche mitten im Wohnzimmer aufgebahrt, dieweil der Sarg eines Reichen für ihn geschreinert wurde. Man hatte die Ventilatoren aus den Schlafzimmern und einigen Nachbarhäusern herbeigeschafft, doch so viele Menschen verlangten, ihn zu sehen, dass die Möbel fortgeschoben und die Käfige und Farntöpfe von den Wänden abgehängt werden mussten, die Hitze aber dennoch unerträglich wurde. Außerdem erhöhten die durch den Geruch des Todes aufgestörten Hunde noch die Unruhe. Sie hatten nicht aufgehört zu jaulen, seit ich das Haus betreten hatte. Da rang Santiago Nasar in der Küche noch mit dem Tode, während Divina Flor die Tiere schreiend und schluchzend mit einer Holzlatte in Schach zu halten suchte.



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