Christmasland by Joe Hill

Christmasland by Joe Hill

Autor:Joe Hill
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
ISBN: 9783453268821
Herausgeber: Heyne Verlag
veröffentlicht: 2013-09-22T22:00:00+00:00


Der Vorgarten

Als Bing Mr. Manx auf der Motorhaube des Wagens liegen sah, ging eine Schockwelle durch seinen Körper wie vom Rückstoß einer Waffe. Etwas Ähnliches hatte er damals in seinem Arm gespürt, als er seinem Vater mit der Nagelpistole in die Schläfe geschossen hatte. Nur diesmal erfasste sie seinen ganzen Körper. Der gute Mr. Manx war ins Gesicht gestochen worden. Die Hure brachte ihn um – ein Gedanke, so unvorstellbar und schrecklich, als würde die Sonne selbst erlöschen. Die Hure würde Mr. Manx umbringen. Er brauchte Bings Hilfe!

Bing hielt dem Jungen die Dose mit dem Lebkuchenrauch ins Gesicht und sprühte ihm eine Ladung davon auf Mund und Augen. Eigentlich hätte er das schon längst tun sollen, wenn er nur nicht so furchtbar wütend und nachtragend gewesen wäre. Der Junge zappelte und versuchte, das Gesicht abzuwenden, aber Bing hielt ihn an den Haaren fest und sprühte ihn noch einmal ein. Wayne Carmody schloss die Augen und presste den Mund zu.

»Bing, Bing!«, schrie Manx.

Bing stieß ebenfalls einen Schrei aus. Ihm war klar, dass er den Jungen nicht besonders gründlich betäubt hatte. Aber das spielte keine Rolle. Ihm blieb keine Zeit mehr, und der Junge befand sich im Wagen. Er würde nicht entkommen können. Bing ließ den Jungen los und steckte die Sprühdose mit dem Lebkuchenrauch in die Jackentasche. Seine rechte Hand tastete nach der Pistole.

Er sprang aus dem Wagen, schlug die Tür hinter sich zu und zog den großen, geölten Revolver hervor. Die Frau trug einen schwarzen Motorradhelm, dessen Schlitz nur ihre Augen frei ließ. Angesichts der Waffe in seiner Hand – dem letzten, was Victoria McQueen jemals sehen würde – waren sie weit aufgerissen. McQueen stand höchstens drei Schritte entfernt, er würde sie nicht verfehlen können.

»Bing, Bing«, sagte er. »Jetzt versenk das Ding!«

Er drückte den Abzug genau in dem Moment durch, als Mr. Manx sich plötzlich von der Motorhaube aufrichtete und in die Schussbahn geriet. Die Waffe ging los, und Manx’ linkes Ohr explodierte. Blut spritzte durch die Luft.

Manx schrie auf und legte eine Hand an die Seite seines Kopfes, wo die Überreste seines Ohrs herabhingen.

Unabsichtlich löste sich ein weiterer Schuss. Der Knall der Waffe erschreckte Bing so sehr, dass er einen Furz losließ.

»Mr. Manx! O mein Gott! Mr. Manx, geht es Ihnen gut?«

Manx sank gegen die Seite des Autos und drehte ihm den Kopf zu.

»Was denkst du wohl? Ich habe eine Stichwunde im Gesicht, und mein eines Ohr wurde weggeschossen! Und dabei habe ich noch Glück gehabt, dass du mir nicht das Hirn weggeblasen hast!«

»O Gott! Ich bin total unfähig! Das habe ich nicht gewollt! Mr. Manx, lieber würde ich sterben, als Sie zu verletzen! Was soll ich jetzt bloß machen? Soll ich mich selbst erschießen?«

»Sie solltest du erschießen!«, schrie Manx und ließ die Hand sinken. Rote Hautfetzen baumelten von der Seite seines Kopfes herab. »Jetzt mach schon! Erschieß sie!«

Es kostete Bing einige Mühe, den Blick von Mr. Manx abzuwenden. Das Herz schlug ihm holprig in der Brust – ka-bumm-bumm-bumm –, wie ein Piano, das polternd und klirrend eine Treppe hinunterrutschte.



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