Chr. M. Wieland's Biographie by Heinrich Döring

Chr. M. Wieland's Biographie by Heinrich Döring

Autor:Heinrich Döring [Döring, Heinrich]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Biography, Authors, German -- 18th century -- Biography, Poets, German
veröffentlicht: 2006-01-03T16:00:00+00:00


Du machst das Glück von meinem Leben,

Und hört dir Niemand zu, so singst du mir allein.

Uebrigens hab' ich doch immer das Glück gehabt, dessen Horaz sich rühmte, von einer kleinen Zahl solcher Leute geliebt zu werden, deren jeder ein Publikum werth ist; und dies war auch immer für mein Herz genug. Ich habe immer die Kunst der Musen um ihrer selbst willen geliebt, und sie mit Liebe und aus Liebe getrieben. Das lauteste Zujauchzen aller Leser in der Welt würde mich für den kleinsten Fehler, den ich vermeiden konnte, und nicht vermieden hätte, nicht schadlos halten, wenn ihn gleich Niemand gesehen hätte, als ich.“

So tröstete sich Wieland, und überließ sich in dem Gartenhäuschen, das er sich in seinem „Osmantinum“, wie er seinen Wohnsitz gewöhnlich nannte, hatte erbauen lassen, der freundlichen Hoffnung, „noch manche selige Stunde zuzubringen und noch manchen geheimen Besuch von seiner Muse zu erhalten.“ Zu den Plänen, die er in seiner ländlichen Zurückgezogenheit entwarf und zum Theil ausführte, gehörten besonders Uebersetzungen aus dem Griechischen, aus Xenophon, Euripides und Aristophanes, die er unter dem Titel eines „Attischen Museums“ herausgeben wollte. Tüchtige Gehülfen hatte er bei diesem Unternehmen an Jacobs und Hottinger. Den Letztern hatte er während seines Aufenthalts in der Schweiz kennen gelernt, und schätzte ihn sehr. „Ich kenne,“ schrieb Wieland, „keinen so ganz rein nach dem sokratischen Modell gebildeten Geist, als Hottinger.“

Unter den Uebersetzungen der alten Classiker, die er für das „Attische Museum“ unternahm, fesselte ihn vorzüglich der „Ion“ des Euripides. Mit der Wahl dieser Tragödie verband Wieland eine Nebenabsicht. Durch eine fließende, dem Original treu nachgebildete Uebersetzung wollte er das gebildete Publikum veranlagen, dieselbe mit dem von A. W. Schlegel gedichteten Trauerspiel „Ion“ zu vergleichen, das damals auf die Weimarische Bühne gebracht und vielfach besprochen worden war. So könnte man, meinte Wieland, mit eignen Augen sehen, wie beide denselben Stoff bearbeitende Künstler und ihre Werke sich gegen einander verhielten. Eine solche Vergleichung aber, „mit reinem Sinn für das Wahre, Schöne und Geziemende angestellt,“ könne für Freunde und Jünger der Kunst nicht anders als unterhaltend und belehrend seyn.

Von zwei eigenen Werken, „Agathodämon“ und „Solon“, die, wie er an Göschen schrieb, „noch als Embryonen in seinem Kopfe lägen,“ gab Wieland den Plan zu dem zuletzt genannten Werke wieder auf. Eine großartige Wirkung versprach er sich von den mannigfachen Schilderungen, die er in den „Briefen Aristipp's und seiner Zeitgenossen“ entwerfen wollte. Dies Werk, von welchem er einen ausführlichen Plan entwarf, sollte eine seiner umfassendsten Schriften werden. Während der Ausarbeitung beschäftigten ihn indeß noch manche andere literarische Arbeiten. An seinen Freund und Verleger Göschen in Leipzig schrieb er den 19. Dezember 1797: „Es ist hohe Zeit, daß ich Ihnen einmal wieder ein kleines Lebenszeichen gebe. In der That, was das geistige, oder, vielleicht richtiger gesagt, was das literarische Leben betrifft, so lebe ich, seit die unfreundliche Jahreszeit eingetreten ist, vollauf. Ich komme nur selten aus meinem Museum, aus dem Hause gar nicht, arbeite von Morgen bis in die Nacht, finde Tage und Wochen unbegreiflich kurz und schnell, und habe demungeachtet seit dem 23.



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