Charbonneau, Joelle - Die Auslese 01 by Nur die Besten ueberleben

Charbonneau, Joelle - Die Auslese 01 by Nur die Besten ueberleben

Autor:Nur die Besten ueberleben
Die sprache: deu
Format: mobi, azw3
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Kapitel 12

Eine Druckwelle und meine eigene ungläubige Verblüffung bringen mich aus dem Gleichgewicht, und ich stürze zu Boden, wo ich mich zum Glück abrollen kann. Sofort rappele ich mich wieder auf und versuche zu verstehen, was gerade passiert ist. In meinen Ohren pfeift es. Dort, wo vorher die Oase war, befindet sich jetzt ein riesiges Loch. Tomas liegt vollkommen regungslos unmittelbar daneben auf dem harten, aufgerissenen Boden.

Ich unterdrücke ein Schluchzen und renne Hals über Kopf den Hügel hinunter zu der Stelle, an der Tomas mit geschlossenen Augen auf dem Rücken liegt. Sofort mache ich mich auf das Allerschlimmste gefasst. Darauf, dass ich schon wieder die Hand von einem Freund von zu Hause halten muss, während er aus dieser Welt fortgeht und mich allein hier zurücklässt. Dann sehe ich, dass sich seine Brust regelmäßig hebt und senkt, und ich werde von unbeschreiblicher Erleichterung erfasst. Er ist am Leben. Wie auch immer die Falle ausgelöst wurde: Tomas befand sich nicht darin, als es geschah. Ansonsten wäre von ihm – wie von den Bäumen, den Pflanzen und dem Wasser – nichts mehr übrig. Schon allein die Vorstellung, mich ohne Tomas und seine Stärke und ausgeglichene Art den Anforderungen der Auslese stellen zu müssen, schnürt mir die Luft ab.

Aber er ist nicht bei Bewusstsein, was kein gutes Zeichen ist. Ich lasse mich neben ihm auf die Knie sinken und taste vorsichtig seinen Hinterkopf nach Schwellungen ab, die dafür sprechen könnten, dass er sich eine Gehirnerschütterung oder Schlimmeres zugezogen hat. Zum Glück entdecke ich nichts. Doch dann fällt mein Blick auf die Blutlache, die sich auf dem Boden unter Tomas’ rechter Hüfte zu sammeln beginnt, und auf den mindestens zwei Zentimeter dicken Ast, der aus seinem Körper ragt.

Ich schlucke mühsam meine Tränen hinunter. Mit Weinen werde ich Tomas bestimmt nicht helfen, also muss ich mir überlegen, was ich stattdessen tun kann. Dr. Flint hat immer gesagt, man solle Patienten mit einer Kopfverletzung nicht bewegen, aber mir bleibt keine andere Wahl. Ich muss das Blut, das unablässig in den trockenen Boden sickert, aufhalten. Vorsichtig rolle ich Tomas auf die Seite. Der knorrige Ast hat sich tief in seinen Körper gebohrt. Die Explosion und Tomas’ Aufprall auf dem Boden müssen so heftig gewesen sein, dass er von dem Holzstück regelrecht gepfählt worden ist.

Ich hole tief Luft und versuche, das aus dem Leib ragende Stück gut zu fassen zu bekommen; dann ziehe ich. Die unregelmäßige, raue Rinde reißt an Tomas’ Fleisch wie Widerhaken. Er beginnt zu stöhnen und sich zu wehren, als ich das Holz vorsichtig in seiner Wunde vor und zurück bewege, um es herauszubekommen, ohne noch schlimmeren Schaden anzurichten. Als der Ast schließlich draußen ist, blutet die Wunde noch stärker. Ich reiße Stoffstreifen von meinem Bettlaken, lege sie über die Wunde und presse sie fest mit einer Hand darauf, während ich mit der anderen nach dem Medizinbeutel suche. Die Desinfektionssalbe kann ich jetzt gut gebrauchen. Vielleicht auch Nadel und Faden, wenn ich es über mich bringen sollte, beides zu benutzen. Als ich Tomas ganz auf den Bauch drehe, stöhnt er.



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