Chadwick, Elizabeth by Braut des Ritters Die

Chadwick, Elizabeth by Braut des Ritters Die

Autor:Braut des Ritters Die
Die sprache: de
Format: mobi
veröffentlicht: 2012-04-21T17:11:32+00:00


Hubert Walter brütete über einem Stoß von Dokumenten, als man ihm die »Kaufleute« meldete. Als sie das Arbeitszimmer betraten, sah er von einem zum anderen und schnalzte mit der Zunge.

»Ihr habt euch Zeit gelassen.«

Fulke beugte das Knie und küsste den Ring, dann trat er einen Schritt zurück. »Jetzt bin ich hier«, sagte er und klopfte den Staub von der Tunika. »Wo ist sie?«

Hubert Walters Augenbrauen zogen sich bis zum Kranz der Tonsur nach oben. »In den Frauengemächern, und zwar in Gesellschaft der Königin und ihrer Hofdamen, vermute ich«, antwortete er ebenso direkt, wie Fulke gefragt hatte. Er bedeutete den Männern, sich zu setzen. »Der König und die Königin sind kurz nach dem Mittagsläuten angekommen. Ich muss dir nicht sagen, wie gefährlich das für uns beide ist, Fulke. Es gibt genügend Leute, die dich auch in einer solchen Verkleidung erkennen.«

Fulke wusste nur zu genau, welches Risiko Hubert Walter auf sich nahm. Falls bekannt würde, dass der Erzbischof einen Aufständischen unter seinem Dach duldete, war er die längste Zeit Kanzler des Königs gewesen. »Ich werde nicht einen Moment länger hier verweilen als nötig«, versicherte er. »Da Ihr mich gerufen habt, gehe ich davon aus, dass Ihr mir helfen wollt.«

»Nicht unbedingt aus freien Stücken«, erklärte Hubert finster, »doch muss ich den letzten Willen meines Bruders erfüllen. Außerdem möchte ich meine Schwägerin weder den raffgierigen Plänen ihres Vaters noch der Wollust unseres Königs überlassen.«

»Das wird auch nicht...« Doch die erhobene Hand des Erzbischofs unterbrach ihn.

»Andererseits jedoch möchte ich niemanden ermutigen, der Abteien entheiligt, unschuldige Brüder wie Kapaune fesselt und sich blasphemisch mit einer Kutte verkleidet«, fügte Hubert mit ernster Miene hinzu.

»Ich habe gebeichtet und Buße getan«, entgegnete Fulke rasch, obwohl das glatt gelogen war. »Ich weiß, es ist unentschuldbar, aber ich befand mich in einer Notlage und wusste mir keinen anderen Ausweg.« Er spreizte die Hände, um anzudeuten, dass er mit offenen Karten spielte. »Ich bin zutiefst betrübt über den Tod Eures Bruders und trauere sehr um meinen Lehrer und Freund.«

Sofort war Hubert milder gestimmt. »Ich weiß, dass euch eine lange Freundschaft verbunden hat und Theo dich sehr geschätzt hat.« Seufzend schüttelte er den Kopf. »Vielleicht zu sehr. Am Tag, als er starb, schrieb er mir jedenfalls und verlangte ausdrücklich, dass ich – sollte Maude gezwungen sein, sich erneut zu verheiraten – alles unternehmen müsste, damit du ihr Bräutigam wirst. Theo schien sicher zu sein, dass du einverstanden bist.« Prüfend sah Hubert Fulke an. »Hat er die Sache jemals mit dir besprochen?«

Unter dem prüfenden Blick errötete Fulke. »Nein, das hat er nicht.« Er räusperte sich. Hatte Maude ihrem Mann etwa erzählt, was in Higford vorgefallen war? Das sähe ihr ähnlich.

»Ist Theobalds Annahme richtig?«

Das Jüngste Gericht war sicher leichter durchzustehen als dieses Verhör, dachte Fulke und gab sich Mühe, nicht auf seinem Stuhl hin und her zu rutschen. »Ja«, sagte er nur und beließ es dabei. Entweder kannte Hubert Walter ihn inzwischen gut genug, oder er würde ihn nie verstehen. Erklärungen würden nur unnötige Verwirrung stiften.

Der durchdringende Blick musterte Fulke noch einen Moment lang, bevor Hubert die Augen senkte.



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