Château de Rouge by Bärbel Muschiol

Autor:Bärbel Muschiol [Muschiol, Bärbel]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-95573-614-9
Herausgeber: Klarant Verlag
veröffentlicht: 2016-05-03T22:00:00+00:00

Die nächste Stunde verbringen wir redend und essend auf der Couch. Nicht, dass ich Alicia für dumm gehalten hätte, aber ich bin wirklich überrascht, dass ich mich so gut mit ihr unterhalten kann. Alicia ist ein weltoffener, sehr gebildeter Mensch, der zu jedem Thema eine eigene Meinung hat. Selbst als wir auf das Thema Politik zu sprechen kommen, überrascht sie mich mit ihrem Scharfsinn.

Das Klischee, dass Nutten nicht über den Rand ihres Bettes hinaussehen, erfüllt Alicia keineswegs. Zum wiederholten Male frage ich mich, wie sie in ihrem Leben nur glücklich sein kann?

„Also Barone“, sie schiebt sich eine Tortellini in den Mund, „jetzt, wo wir gerade so offen zueinander sind, verrate mir etwas aus dem Leben eines Mafiosos.“

Nachdem sie einen weiteren Schluck Wein zu sich genommen hat, schiebt sie ihren Teller von sich und lehnt sich zurück.

„Was willst du wissen?“

Sie kneift ihre Augen zusammen und denkt eine Sekunde nach.

„Stimmt es, dass ihr eure Opfer mit den Füßen in einem Eimer einbetoniert, ehe ihr sie im Hafen ertränkt? Oder ist das nur so ein Filmquatsch?“

Ich beiße in mein Brot und überlege, wie ehrlich ich zu ihr sein kann.

„Wenn du mich fragst, hast du dir zu oft Gangs of New York angesehen.“

Alicia zieht die Augenbrauen nach oben.

„Ach ja, habe ich das?“

„Ja. Es würde zu lange dauern bis der Zement getrocknet ist. So viel Zeit habe ich nicht. Im Gegensatz zu Franco hasse ich es, wenn sich dieser Mist in die Länge zieht. Ich bevorzuge Messer und Waffen. Stell dir nur mal vor, ich müsste erst in den Baumarkt fahren und einen Sack Zement hohlen, ehe ich die Ratte, die ich beseitigen will, endlich ins Jenseits schicken kann.“

Jetzt, wo sie ihre Antwort bekommen hat, sieht sie mich perplex an.

„Du verarscht mich doch. Oder?“

Ich schüttle den Kopf.

„Hör mir zu, Alicia! Es wird Zeit, dass ich dir ein paar Dinge erkläre.“

Ohne ihren Blick freizugeben, lehne ich mich so weit zu ihr vor, dass ich ihren warmen Atem auf meinem Gesicht spüren kann.

„So wie es zu deinem Job gehört, für Männer die Beine zu spreizen, so gehört es zu meinem, Männer zu töten. Ich lege großen Wert auf Loyalität und Ehrlichkeit. Ich will weiß Gott nicht, dass du dich vor mir fürchtest, aber es ist durchaus möglich, dass du in den nächsten Monaten Dinge siehst und hörst, die dich verschrecken werden. Du sollst wissen, dass du vor mir nichts zu befürchten hast, solange du mich weder betrügst noch hintergehst.“

Schweigend streckt sie ihre Hand nach mir aus, legt ihre warmen Finger auf meinen Brustkorb und kratzt mit ihren Fingernägeln über meinen Bauch.

„Wie du sehr wohl weißt, bin ich aus einem einzigen Grund hier, nämlich um dir Lust zu verschaffen. Ich werde dich nicht hintergehen, sondern ich werde dich vögeln ... ich werde so verdammt gut zu dir sein, Edoardo Barone, dass du dein restliches Leben an mich denken wirst. Wann immer du dich in einer anderen Frau vergräbst, wirst du mein Gesicht vor Augen und meinen Namen auf den Lippen haben.“

Ohne zu zögern ziehe ich sie von der Couch, werfe sie auf den weichen Teppichboden und bedecke sie mit meinem Körper.

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