Centurio der XIX Legion by Klaus Pollmann
Autor:Klaus Pollmann
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: prose_history
veröffentlicht: 2011-12-31T20:00:00+00:00
Die Befehle des Tribuns vor dem Aufbruch am nächsten Morgen waren einfach: Sorge dafür, dass alles reibungslos klappt und die Wagen gut vorankommen. Die Marschordnung hatten sie zusammen mit Induomix, dem Decurio, festgelegt.
Die acht Häduer bildeten die Vorhut und erkundeten das vor ihnen liegende Gelände, dann kamen vierzig Legionäre, die von Lucius angeführt wurden, dann die Wagen und am Ende folgte Drusillus mit den restlichen vierzig Legionären. Lucius war angespannt, unruhig und nervös. Scapula war häufig mit Induomix und den Reitern unterwegs, so dass Lucius für die ganze Kolonne allein verantwortlich war.
Als es Zeit für das erste Nachtlager wurde, erlebte er eine unangenehme Überraschung. Er hatte gedacht, dass sie einfach das Lager der anderen benutzen könnten und sich so Arbeit sparen würden. Aber als sie den Platz erreichten, wusste er sofort: Hier konnten sie nicht lagern. Die Erde war umgewühlt, zertrampelt und voller Unrat. Es wimmelte von Ungeziefer und roch nach Scheiße. Sie marschierten noch eine halbe Stunde vom See weg, bevor sie eine andere geeignete Stelle zum Lagern fanden. Sorgfältig überwachte Lucius die Arbeiten. Zuerst wurde ein Graben ausgehoben, mannstief und eine Speerlänge breit. Die ausgehobene Erde bildete den Wall, in den dann die pila muralia, die Schanzpfähle, gerammt wurden. Die pila muralia wurden untereinander mit Stricken verbunden. Die Palisade war durch die Lücken zwischen den Pfählen kein besonders guter Schutz gegen Pfeil- oder Speerbeschuss, aber dafür hatten die Soldaten ihre großen Schilde. Für einen anstürmenden Feind bedeutete der Wall zusammen mit dem Graben ein fast unüberwindliches Hindernis: Beim Versuch, den Graben zu überspringen, rutschte der Angreifer vom Wall in den Graben ab. Von dort unten musste er versuchen, die über ihm aufragende Palisade zu überwinden. Selbst wenn der Graben mit Steinen, Reisig oder Erde aufgefüllt wurde, konnte man die Palisade nicht einfach einreißen oder eindrücken, da die Pfähle fast zur Hälfte im Wall verankert waren und durch die Stricke zusammengehalten wurden. Dazu wurden die Angreifer durch die Verteidiger des Walls mit Speeren oder Pfeilhagel empfangen. Die Anlage der Marschlager hatte einiges zum Erfolg der römischen Legion beigetragen.
Nachdem das Lager derart gesichert war, hätte Lucius ruhig schlafen können, aber weit gefehlt. Trotz der Anstrengung des Tages bekam er kein Auge zu. Er stand immer wieder auf und durchstreifte das Lager. Er kontrollierte die Wachtposten und horchte in die Dunkelheit, ob sich da etwas rührte.
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