Caroline by Felix Thijssen

Caroline by Felix Thijssen

Autor:Felix Thijssen [Thijssen, Felix]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2010-09-23T04:00:00+00:00


9

Wir fuhren den Meentweg in Eemnes entlang und kamen an hübsch restaurierten Gehöften und Architektenvillen vorbei. Im Hintergrund erstreckte sich ein Polder mit leuchtend grünen Wiesen und von Hecken umgebenen Bauernhöfen bis an die von Wellen gekräuselten Überbleibsel der Zuiderzee.

Nel hielt nach Hausnummern Ausschau und zeigte auf eine massive weiße Backsteinvilla mit viel Glas und einem Reetdach.

Ich hielt vor einem hohen grünen schmiedeeisernen Gittertor an. Nel schlüpfte aus dem Auto und lief schnell hinüber, wie ein Kurier, der etwas in den Briefkasten werfen will. Ich erblickte eine weiße Kiesauffahrt, eine große Garage und einen sorgfältig gepflegten Garten. Die Bäume ließen das erste Herbstlaub auf den frisch gemähten Rasen fallen. Nel kam zurück und warf die Beifahrertür zu. »Fahr weiter«, sagte sie. »Wir fallen hier auf wie Mistkäfer in der Suppe.«

»Na dann los.«

Ich bog in eine Seitenstraße ein und verirrte mich prompt in einem dieser modernen Viertel, in dem die üblichen Straßen, Wege und Alleen Wohnanlagen mit Namen wie Rietgors, Scholekster, Roerdomp oder Zomertaling gewichen sind.

Es reichte nicht, dass das ganze Viertel quasi eine verkehrsberuhigte Zone war. Zusätzlich bildeten die kompliziert angelegten Siedlungseinheiten einen Irrgarten, der einen in den Wahnsinn trieb. Wir kurvten durch den Patrijzenbof, diverse andere -hoven und das Jonneveen. Schließlich parkten wir vor einem Friedhof am beruhigend normalen Laarderweg.

»Sie ist nicht zu Hause«, sagte ich. »Hast du ein Namensschild gesehen?«

»H. Larue.«

Ich blätterte den Mirabel-Katalog durch. »Was haben wir sonst noch?«

»Ich würde gerne mit der Dozentin reden, dieser Deborah, nur zu meiner eigenen Beruhigung.«

Ich schaute sie von der Seite an. »Dir kommen doch nicht etwa Zweifel?«

Ich sah, wie sie mit sich kämpfte, als kämen Zweifel einem Verrat an Caroline gleich, die auf den seltsamen Umwegen, die Gefühle manchmal gehen können, zu einer Art Schützling für sie geworden war. »Natürlich kommen mir allmählich Zweifel«, sagte sie mit einem Seufzer. »Nicht zuletzt deshalb, weil das Buch so umjubelt ist, es ist kaum zu glauben, und das bei einem Debüt. Hat Caroline wirklich so viel Talent?«

»Auch für Hedwige Larue ist es ein Debüt. Obwohl die auch noch gut aussieht.«

Nel hielt sich zurück. »Na schön, ich bin ein bisschen verunsichert. Ich sehe die Plakate und das ganze Tamtam, die Frauen bei Mirabel kennen die Larue, sie ist echt, sie steht ganz normal im Telefonbuch und hat offenbar schon jahrelang an einem Buch geschrieben.«

»Die eine Frau kann sie nicht besonders gut leiden«, bemerkte ich.

»Die andere auch nicht«, sagte Nel. »Vielleicht sind sie neidisch. Jedenfalls würde mich gerne mal mit dieser Deborah unterhalten. Ihre Adresse bekomme ich schon über das Institut in Leiden heraus.«

»In Ordnung.« Ich blätterte den Katalog durch. Handbücher über essbare Pilze und Wildkräuter, komfortablen, aber dennoch preiswerten Campingurlaub, Geldverdienen im Internet, Kriminalromane. »Sieh mal einer an, Gert Monnik.«

»Wer ist das denn?«

Ich deutete auf das Foto eines jovialen, inzwischen fast kahlköpfigen Polizisten. »Ein früherer Kollege aus Amsterdam. Er wollte immer schon Bücher schreiben. Vor zehn Jahren ist er nach Utrecht gezogen, da hat er eine Stelle als Leiter der Kripo am Tolsteeg bekommen.« Ich lachte in mich hinein. »Vielleicht ist das ein ruhiger Job oder er hat seinen Beruf an den Nagel gehängt.



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