Cabot, Meg - Susannah 5 by Auch Geister konnen sich verlieben

Cabot, Meg - Susannah 5 by Auch Geister konnen sich verlieben

Autor:Auch Geister konnen sich verlieben
Die sprache: de
Format: mobi
veröffentlicht: 2012-04-19T10:56:59+00:00


KAPITEL 10

Ohne mich umzudrehen, wusste ich, zu wem die Stimme gehörte.

»Hi, Craig«, murmelte ich mit möglichst wenig Lippenbewegung. Aber Neil und Jorge waren sowieso in ein Gespräch über Getränkeabrechnungen vertieft und achteten nicht auf mich.

»Aha.« Craig setzte sich auf den Barhocker neben mir. »So arbeiten Mittler also? Sie ruinieren sich die Füße und leiern dann den Geschwistern Verstorbener eine Heimfahrt aus dem Kreuz?«

»Nein, normalerweise läuft das anders«, raunte ich leise.

»Oh.« Craig spielte mit einer Packung Streichhölzer herum, die auf der Theke gelegen hatte. »Ich hatte mich schon gewundert. Echt tolle Methoden hast du drauf. Hast dir ein regelrecht himmlisches Programm ausgedacht, um meinen Fall zu lösen, was?«

Ich seufzte. Nach allem, was ich heute durchgemacht hatte, war ein toter Typ, der auf Scherzkeks machte, so ziemlich das Letzte, was ich gebrauchen konnte.

Aber verdient hatte ich seinen Sarkasmus schon.

»Und, wie geht es dir?«, fragte ich betont leichthin. »Ich meine, wie kommst du jetzt klar, mit dem Totsein und so?«

»Ach, das ist einfach großartig«, sagte Craig. »Ich genieße jeden Augenblick.«

»Du wirst dich schon noch dran gewöhnen.« Meine Gedanken wanderten zu Jesse.

»Aber klar doch«, sagte Craig und starrte zu Neil hinüber.

Das hätte mich stutzig machen sollen. Aber ich war zu sehr mit meinen eigenen Problemen beschäftigt, vor allem mit meinen Füßen.

Neil reichte Jorge sein Klemmbrett, gab ihm die Hand und wandte sich dann mir zu.

»Und, bist du soweit, Susan?«, fragte er.

Ich machte mir nicht die Mühe, ihm mitzuteilen, wie ich wirklich hieß, sondern nickte nur und glitt vom Barhocker. Ich musste nach unten schauen, um sicherzugehen, dass meine Füße auch wirklich am Boden angekommen waren, denn spüren konnte ich sie ja nicht mehr.

»Mann, da hast du dir ja echt was eingebrockt«, sagte Craig.

Aber anders als sein Bruder schlang er mir hilfsbereit einen Arm um die Taille und begleitete mich zur Tür, wo Neil mit dem Autoschlüssel in der Hand auf mich wartete.

Ich muss ziemlich merkwürdig ausgesehen haben, als ich so auf ihn zukam – krumm und windschief, weil halb auf Craig gestützt, was Neil aber natürlich nicht sehen konnte.

»Ähm … Susan … Bist du sicher, dass du gleich nach Hause willst? Vielleich sollte ich dich doch erst mal ins Krankenhaus fahren …«

»Nein, nein«, wehrte ich ab. »Mir geht’s gut.«

»Klar, supergut«, kicherte Craig mir ins Ohr.

Mit seiner Hilfe schaffte ich es dann bis zu Neils Auto – ein BMW-Cabrio, genau wie bei Paul. Nur dass Neils Wagen ein gebrauchter zu sein schien.

»Hey!«, schrie Craig, als er den fahrbaren Untersatz erblickte. »Das ist mein Auto!«

Die natürliche Reaktion eines Typen, der feststellt, dass jetzt jemand anderer seinen Wagen fährt. Auch Jake hätte dasselbe gesagt.

Craig unterdrückte seine Empörung zumindest lange genug, um mir auf den Beifahrersitz zu helfen. Ich wollte ihn schon dankbar anlächeln, als er plötzlich hinten auf den Rücksitz kletterte. Aber selbst jetzt kam mir das Ganze nicht merkwürdig vor. Ich nahm an, Craig wollte einfach mitfahren. Warum auch nicht? Soweit ich wusste, hatte er schließlich nichts Besseres zu tun.

Neil startete den Motor, und sofort erschallte Kylie Minogue aus dem CD-Player.

»Unglaublich, dass er diesen Müll hört«, keifte Craig angewidert vom Rücksitz aus.



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