CARTER & LOVECRAFT by JONATHAN L. HOWARD

CARTER & LOVECRAFT by JONATHAN L. HOWARD

Autor:JONATHAN L. HOWARD
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Cross Cult
veröffentlicht: 2016-11-15T00:00:00+00:00


KAPITEL 17

Die Pistole im Haus

Carter hatte gehört, es gebe schlimmere Arten zu sterben als zu ertrinken und das war ganz offensichtlich wahr. Man könnte von Wanderameisen gefressen werden oder langsam gekocht werden oder in Säure aufgelöst werden oder explodieren wie der arme Kerl im Casino. Aber selbst wenn man die wirklich ekligen Todesarten wegließ, war Ertrinken angeblich nicht so schlimm. Ein bisschen verständliche Panik, dann Träume und game over. Es klang ganz in Ordnung, wenn man es so ausdrückte. Andererseits, keiner der Leute, die ihm das über die Jahre erzählt hatten, war selbst je ertrunken. Also was zum Teufel wussten die schon?

Carter wusste, dass er nicht sterben wollte. Er hatte zu viele Sachen am Laufen, zu viele unerledigte Dinge, und ganz besonders wollte er nicht von William Colt umgebracht werden. Carter hatte seine Prinzipien und wenn er schon mitten aus dem Leben gerissen wurde, dann zumindest nicht, weil irgendein Typ in einem Button-down-Hemd ihn mithilfe von Mathematik umbrachte.

Er versuchte, auch das letzte bisschen Luft aus der Vertiefung, in die die Luke eingelassen war, zu saugen. Dann fühlte er etwas Dichtes am Mundwinkel und presste die Lippen aufeinander.

Nun gab es nichts anderes mehr zu tun, als zu warten. Entweder würde das Nichtwasser sinken, bevor er ertrank, oder er würde ertrinken, bevor das Nichtwasser sank. Das waren die Möglichkeiten, eine andere sah er nicht. Er konzentrierte sich darauf, ruhig zu bleiben. Er konzentrierte sich darauf, ruhig zu bleiben und so lang wie möglich so wenig wie möglich von dem Sauerstoff in seinen Lungen und seinem Blut zu verbrauchen. Er dachte an gar nichts, leerte seinen Geist, versuchte, den letzten Moment seines Lebens so weit in die Länge zu ziehen, dass der Timer, mit dem Colt dieses Aquarium versehen hatte, heruntergezählt hatte, bevor er endete.

Die Sekunden zogen sich dahin. Die Minuten häuften sich. Der Sauerstoff verbrannte. Das Nichtwasser sank nicht.

Carter konnte sein Herz schlagen hören. Es schlug schneller, als sein Körper erkannte, dass es zu wenig Sauerstoff in seinem Blut gab, um ihn am Leben zu erhalten. Also schlug es schneller, um den Sauerstoff in seinen Lungen schneller durch den Körper zirkulieren zu lassen, denn in den Lungen gab es bekanntlich immer Sauerstoff. Ja, genau so läuft’s. Schneller und schneller und schneller schlagen. Gleichzeitig erhöhte sich die Menge an Kohlendioxid in seinen Lungen, weil sein Blut es dort ablud, die Abgase seines Kreislaufs. Seine Lungen legten keinen großen Wert auf große Mengen Kohlenstoffdioxid und begannen automatische Maßnahmen, um es loszuwerden. Atme, Kumpel, atme. Du musst atmen. Du musst wirklich, wirklich atmen.

Carter kämpfte dagegen an, bis er keines Gedankens mehr fähig war, gequält von seinen brennenden Lungen und der Angst vor dem Tod. Dann öffnete er den Mund, verbrauchte Luft blubberte heraus in das Nichtwasser und er nahm den Atemzug, der ihn töten würde.

Er dachte an Lovecraft und daran, was sie wohl denken würde, wenn er nicht zurückkam. Daran, was wohl mit dem Laden geschehen würde. Er dachte daran, wie Colt gewann. Er dachte an ein paar unkonkrete Dinge aus seiner Kindheit, Bäume, Sonnenlicht, den Geruch von Gras und heißem Beton.



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