Buschfeuer: Australien-Thriller (German Edition) by Bronwyn Parry

Buschfeuer: Australien-Thriller (German Edition) by Bronwyn Parry

Autor:Bronwyn Parry [Parry, Bronwyn]
Die sprache: deu
Format: mobi
Herausgeber: E-Books der Verlagsgruppe Random House GmbH
veröffentlicht: 2013-04-14T22:00:00+00:00


12

Gil wollte das neue Motorrad einmal richtig ausfahren und schwang sich in den Sattel; Kris folgte in ihrem Privatauto. Die Straße nach Birraga lag still da, nur ein einziger Wagen, ein staubig-weißer Pick-up, war in Richtung Dungirri unterwegs. Niemand, den er gekannt hätte.

Drei Kilometer hinter dem Ortsausgang setzte er den Blinker und bog vorsichtig nach rechts auf die Staubpiste ein.

Es war achtzehn Jahre her, seit er zuletzt auf dieser Straße gefahren war. Überall sonst wäre es nur ein friedliches Sträßchen übers Land gewesen. Beiderseits von Eukalypten gesäumt, deren Äste sich in der Mitte zu einem Gewölbe trafen und den Weg beschatteten, die Büsche zwischen den Bäumen eine Orgie wilder Frühlingsblüten in Weiß und Rosa und Gelb.

Aber die Piste führte an der alten Hütte vorbei, in der er groß geworden war, und er hatte sich als Kind zu oft hier entlanggeschleppt und verzweifelt versucht, den Mut zusammenzubringen, dem alten Herrn gegenüberzutreten, hatte er sich doch nie sicher sein können, ob Brutalität ihn erwartete oder die kalte Mauer des Schweigens.

Selbst als er dann der Größere und Kräftigere war, bedeutete das nicht das Ende der Gewalt, sie änderte sich nur. Der alte Herr hörte auf, ihn mit dem Gürtel zu verprügeln, schlug aber immer wieder einmal zu, unvorhersehbar und ohne Sinn und Verstand, und er nahm dazu alles, was ihm gerade zwischen die Finger kam: Balken, Stahlrohre, Werkzeug. Gil hatte gelernt, permanent auf der Hut zu sein, immer unter Hochspannung, selbst im Schlaf, wenn er auf das heisere Atemholen lauschte, das dem Hieb stets vorausging.

Zwischen solchen Ausbrüchen hatte nichts als Schweigen geherrscht. Kein Gespräch, kein Streit, kein Zurkenntnisnehmen seines Daseins, allenfalls ein sporadischer, geknurrter Befehl.

Wenn es einen zum Dreckskerl stempelte, sich zu freuen, dass der eigene Vater tot war, dann bitte sehr – diesen Stempel trug er gerne. Alles andere wäre reine Heuchelei gewesen.

Vorsichtig steuerte er die Maschine in gemäßigtem Tempo über die Piste, die ausgewaschenen Rinnen im Boden waren schon für vier Räder tückisch genug, von zweien ganz zu schweigen.

Nach einem guten Kilometer ging es an der alten Grundstücksgrenze scharf um die Kurve, und der Blick öffnete sich. Auf der einen Seite des Wegs war eine große Weidefläche gerodet, auf der noch einige wenige Bäume standen. Auf der anderen Seite lag im Schatten der Bäume die alte Hütte, heruntergekommener, als er sie in Erinnerung hatte; dahinter zweihundert verbliebene Morgen ursprüngliches Buschland. Land, das juristisch gesehen ihm gehörte, seit der alte Herr das Zeitliche gesegnet hatte. Allerdings hatte er bisher bestenfalls einmal einen Gedanken darauf verwendet, als er seinen Steuerberater anwies, die Gemeindesteuern zu bezahlen, die über die Jahre aufgelaufen waren.

Er stellte das Motorrad außerhalb der Umzäunung im Schatten eines Baumes ab. Kris war kaum langsamer als er; und während er auf sie wartete, nahm er den Helm ab und freute sich über den frischen Lufthauch auf seinem Gesicht.

Der Wind drückte das Gatter auf, das nur noch mit einer Angel am Pfosten hing. Es kam ihm vor, als sei die Hütte kleiner und als seien die Flicken aus Wellblech und rohem Holz auf den alten Latten deutlich mehr geworden.



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