Bumm!_ Kriminalgeschichten by Evers Horst

Autor:Evers, Horst [Evers, Horst]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783644011793
Herausgeber: Rowohlt E-Book
veröffentlicht: 2022-09-13T00:00:00+00:00

8

Helmfried zu Dolmen starrte auf sein Handy wie das Kaninchen auf die Schlage. Weder der Polizei noch Galina noch seinen Auftraggebern oder sonst irgendwem hatte er bislang von dem ausgeräumten Safe erzählt. Gott sei Dank hatte auch niemand gefragt.

Es sei völlig problemlos und reine Routine, hatten sie gesagt. Gerade für jemanden wie ihn. Er solle nur die vier Umschläge in Dubai entgegennehmen, sie in seinem Diplomatengepäck gefahrlos nach Deutschland bringen, um sie dort am nächsten Tag den Mittelsmännern zu übergeben. Man werde sich diesbezüglich mit ihm in Verbindung setzen. Er müsse sich um nichts weiter kümmern und brauche sich keine Sorgen machen. Es sei auch gar nichts Besonderes in diesen Umschlägen drin, aber er wisse ja ohnehin, dass er sich darüber keine Gedanken machen solle. Das sei in jedem Falle die klügste Vorgehensweise. Nur eine Nacht sollten sie in seinem Safe lagern, dann würde er sie übergeben und dafür in der nächsten Woche Zugriff auf einen echten Picasso erhalten. Seinen ersten echten Picasso. So sehr hatte er sich das gewünscht. Nur einen Picasso! War das denn wirklich zu viel verlangt? Alles würde völlig reibungslos ablaufen, hatte man ihm versichert. Zumal er ja so was auch nicht gerade zum ersten Mal machte. Für einen Diplomaten und Kunstsammler mit seiner Erfahrung sollte das fraglos eine Kleinigkeit sein. Da wäre selbst das Schmuggeln von wertvollen Teppichen weitaus gefährlicher.

Doch der gestrige Tag hatte sein wohlorganisiertes, der Liebe zur Kunst gewidmetes Leben binnen weniger Minuten in einen Albtraum verwandelt. Nachdem er dachte, er hätte einige der wertvollsten Stücke seiner liebevoll zusammengesuchten Sammlung in Flammen aufgehen sehen, war er nach Hause gelaufen, um endlich den Safe zu kontrollieren. Er fand ihn offen, drinnen lag nur noch dieses Einweg-Handy. Nachdem er dann auch noch die betäubte Galina und die Entführung der Zwillinge entdeckt hatte, knipste ihm das erst mal die Lampen aus.

Erst als er sich wieder gesammelt hatte und allein war, konnte er mit seinen Auftraggebern Kontakt aufnehmen. Die hatten erfreulicherweise Verständnis. Sogar dafür, dass er in Anbetracht der Umstände und der vielen Polizei in seinem Umfeld die Übergabe der Umschläge lieber um vierundzwanzig Stunden verschieben wollte. Richtig nett waren die gewesen! Auf einen Tag früher oder später komme es gar nicht an, wichtig sei nur, dass die Umschläge in Sicherheit sind. Dann eben morgen um zwölf Uhr an der vereinbarten Stelle.

Das war in zwei Stunden. Seine letzte Hoffnung war dieses Handy. Die ganze Nacht, den ganzen Morgen wartete er schon verzweifelt auf einen Anruf. Doch nichts geschah. Immerhin erkundigte sich niemand, wie es ihm ging oder warum er so dermaßen nervös und zerrüttet war. Durch die Entführung hatte er dafür ja auch sehr gute Gründe. Galina hatte er für heute freigegeben.

Plötzlich surrte das Handy.

Am fremden Gerät meldete sich eine Frauenstimme. Allerdings deutlich hörbar verzerrt: «Herr zu Dolmen, wie schön, dass ich Sie erreiche.»

«Was soll das? Ich mache seit Stunden nichts anderes, als auf Ihren Anruf zu warten. Und ehrlich gesagt glaube ich, dass Sie das auch ganz genau wissen. Wir haben übrigens so ein Technikfahrzeug vorm Haus.

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