Budjonnys Reiterarmee by Isaac Babel

Budjonnys Reiterarmee by Isaac Babel

Autor:Isaac Babel
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Erzählungen
ISBN: 9783867352147
Herausgeber: Walter Verlag
veröffentlicht: 1925-12-31T23:00:00+00:00


DER BAUCHREDNER

»wir schlugen die Schlachta hinter Belaja-Zerkow kurz und klein. Wir schlugen sie, daß sich die Bäume bogen. Ich bekam schon am frühen Morgen einen gehörigen Denkzettel. Ich erinnere mich: der Tag neigte sich dem Abend zu. Ich hatte die Verbindung mit dem Brigadekommando verloren, und vom ganzen Proletariat waren nur fünf Kosaken bei mir geblieben. Ringsum schlägt man sich wie der Pope mit seiner Frau. Blut tropft langsam von mir und von den Schultern meines Pferdes … mit einem Wort – nein, es läßt sich nicht mit einem Wort sagen.

Spirka Sabuty und ich reiten aus dem Gehölz heraus – weit weg vom Wald – und schauen uns um: nette Verhältnisse. In etwa dreihundert Meter Entfernung – nein, mehr waren es nicht –: eine Staubwolke. – Ein Stab? Oder ein Train? Ein Stab – meinetwegen! Ein Train – um so besser! Die Uniformen und die Hemden der Burschen sind schon arg zerfetzt und bedecken kaum noch ihre Blöße.

›Sabuty‹, sage ich zu Spirka, ›du kannst deine Mutter – und – na, und dergleichen – ich erteile dir das Wort, du stehst jetzt auf der Rednerliste. – Das ist doch ihr Stab, der da abzieht …‹

›Klar, das ist ihr Stab‹, erwiderte Sabuty, ›aber wir sind zwei, und das sind acht Mann …‹

›Auf sie! Spirka‹, sage ich. ›Ich möchte ihnen den Meßkittel beschmieren. Laß uns für eine saure Gurke und die Weltrevolution sterben!‹ Und wir ritten drauf los. Sie zählten acht Säbel. Zwei fegten wir mit unseren Kugeln glatt weg. Einen Dritten, sehe ich, führt Spirka zu Duchonins Stab, um seine Papiere zu prüfen. Ich dagegen halte mich ans Trumpf-As. An das As in rotem Rock, mit Kette und goldener Uhr! Ich dränge ihn nach einer Meierei. Das Gehöft dort war umgeben von Apfel- und Kirschbäumen. Das Pferd meines Rotrocks warf sich unter ihm hin und her wie eine Kaufmannstochter, beruhigte sich aber bald. Da wirft der Pan General die Zügel weg, zielt mit seinem Mauser auf mich und schießt mir ein Loch ins Bein.

›Nun gut‹, denke ich, ›du entkommst mir doch nicht. Du wirst doch ins Gras beißen!‹

Ich stecke zwei Schüsse ins Magazin. Das junge Roß tat mir leid. Es war ein Bolschewik, ein echter Bolschewik. Kupferrot wie eine Münze, der Schweif kugelrund, die Beine stramm wie gespannte Saiten. Ich denke: ›Das Pferd bringst du Lenin‹. Aber daraus wurde nichts. Ich habe das liebe Tier liquidiert. Das Pferd brach zusammen wie eine Braut, und mein Trumpf-As flog aus dem Sattel, sprang zur Seite, wandte sich dann noch einmal um und machte mir noch ein Luftloch in die Figur. So bekam ich also meine drei Auszeichnungen für Taten vor dem Feind.

›Jesus‹, denke ich, ›am Ende erschießt er mich noch regelrecht!‹

Ich reite auf ihn zu, und schon zieht er den Säbel, Tränen fließen dabei über seine Wangen, weiße Tränen, menschliche Milch.

›Für dich bekomme ich den Orden der Roten Fahne!‹ schreie ich. ›Ergib dich, Durchlauchtigster, solange ich noch am Leben bin …‹

›Ich kann nicht, Panje‹, antwortet der Alte, ›du bringst mich um.‹

Da taucht plötzlich Spirka vor mir auf wie vom Wind hergeweht.



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