Bryony, Rebellin unter Feen by R J. Anderson

Bryony, Rebellin unter Feen by R J. Anderson

Autor:R J. Anderson [Anderson, R J.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-11-11T05:00:00+00:00


»Aufwachen, Faulpelz.« Malve schlug mit der Faust gegen Klinges Tür. »Hörst du mich? Steh sofort auf.«

Klinge drehte sich ächzend um. Das Morgenlicht traf ihr Gesicht, und sie kniff die Augen zusammen. Wie lange hatte sie geschlafen? Ihrem Gefühl nach auf keinen Fall lange genug. »Ich komme ja schon«, murmelte sie. Benommen stand sie auf.

Malve wartete auf dem Treppenabsatz vor ihrer Tür mit verschränkten Armen und gespreizten Beinen. »Weißt du eigentlich, wie spät es ist? Während du hier auf der faulen Haut liegst, sind wir am Verhungern – und du bald auch, wenn du nicht runterkommst und deine Arbeit tust!«

»Runter?« Klinge betrachtete sie verwirrt. »Wozu?«

»Um auf die Sammlerinnen aufzupassen natürlich! Nach Lindes Unfall setzen sie ohne dich keinen Fuß mehr vor die Eiche. Sie warten schon seit dem Morgengrauen. Beeil dich also, sonst melde ich dich Ihrer Majestät!«

Damit begann ein langer, beschwerlicher Tag. Klinge war müde, und ihre geschwächten Flügel machten sie noch langsamer, wie sie bald feststellte. Die Sammlerinnen über die Wiese zu geleiten kostete sie ihre ganze Kraft. Kaum waren sie am Waldrand angekommen, musste sie sich setzen. Nach einer Weile hatte sie sich wieder soweit erholt, dass sie auf die Jagd gehen konnte. Doch ihre Hände, mit denen sie den Bogen hielt, zitterten und sie verschoss einige Pfeile, bis sie die einzige Beute des Vormittags erlegte – ein mageres junges Rotkehlchen.

»Schöner Fang«, höhnte Malve, als Klinge den halb gerupften Vogel in die Küche brachte. »Und wie ich sehe, hast du deine kostbare Zeit auch nicht damit verschwendet, ihn auszunehmen. Am besten du nimmst jetzt dein schönes Messer zur Hand und beendest, was du angefangen hast, denn es ist ganz gewiss nicht meine Aufgabe, deine Arbeit für dich zu tun!«

Klinge hatte nicht die Kraft, mit ihr zu streiten, und noch viel weniger Kraft, ihr zu gehorchen. Wortlos verließ sie die Küche. Im Unterschied zu Malve waren die anderen Küchenarbeiter jederzeit bereit, das Rotkehlchen zu putzen und auszunehmen. Die Chefköchin wollte Klinge allerdings nicht so leicht davonkommen lassen. Sie folgte ihr den ganzen Gang entlang und die Treppe hinauf und schimpfte sie für ihre Faulheit und Unfähigkeit so laut, dass es in der ganzen Eiche zu hören war. Erst kurz vor Klinges Zimmer gingen ihr die Beleidigungen aus, und sie zog verschnupft ab.

Keuchend blieb Klinge stehen und lehnte sich an die Wand. Am liebsten hätte sie sich zu Malve umgedreht und ihr eine Ohrfeige in ihr selbstgefälliges Gesicht verpasst, aber das hätte alles nur noch schlimmer gemacht.

Sie wollte weitergehen, aber ihre Beine zitterten, und sie musste sich setzen.

»Klinge.«

Sie drehte den Kopf. Einige Stufen über ihr stand Baldriana. Sie hielt ihr die Hand hin. Zu müde, um zu protestieren, nahm Klinge sie und ließ sich von der Heilerin aufhelfen.

»Du musst dich ausruhen«, sagte Baldriana. Zu Klinges Überraschung fügte sie hinzu: »Wenn Malve sich bei der Königin über dich beschwert, werde ich mich für dich verwenden.«

»Aber der Streit hat ja nichts mit dir zu tun«, meinte Klinge.

»Nein, aber mit dir auch nicht, auch wenn Malve es so aussehen lassen will.« Baldriana begleitete Klinge die letzten Stufen nach oben und den geschwungenen Treppenabsatz entlang.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.