Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel by Ellis Peters

Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel by Ellis Peters

Autor:Ellis Peters
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
ISBN: 9783453186682
Herausgeber: Heyne Verlag
veröffentlicht: 2001-08-31T22:00:00+00:00


Kapitel VII

Der Ritt durch Sutton in den ausgedehnten und urwüchsigen Großen Wald erschien ihm wie eine plötzliche Rückkehr in vergangene Zeiten. Einst waren ihm nächtliche Ritte und Hinterhalte so vertraut gewesen, daß sie fast zur Routine geworden waren, aber heute empfand er diesen heimlichen Ausflug fast als Aufregung. Sein Pferd war ausgezeichnet, seit fast zwanzig Jahren hatte er ein solches Tier nicht geritten, und der Genuß und die Versuchung, die er dabei empfand, führte ihm erneut vor Augen, daß er fehlbar und sterblich war. Auch der junge Mann, der neben ihm ritt, erinnerte ihn an vergangene Tage, als die Kameradschaft begeisterter und abenteuerlustiger Gefährten alle Mühsalen und Entbehrungen erträglich gemacht hatte.

Als sie die Straße verlassen und den Wald mit seinen nächtlichen Schatten betreten hatten, schien Hugh Beringar völlig gelassen. Offenbar hegte er keinerlei Befürchtungen, sein Begleiter könnte ihn verraten haben. Er begann sogar ein Gespräch und stellte Bruder Cadfael neugierige Fragen über seine Vergangenheit und die Länder, die er bereist hatte, bevor er ins Kloster eingetreten war.

»Ihr habt in jenen Jahren soviel von der Welt gesehen – ist Euch nie der Gedanke gekommen zu heiraten? Immerhin heißt es doch, die Hälfte der Menschheit bestehe aus Frauen.«

»Ja, einmal habe ich daran gedacht zu heiraten«, gab Cadfael offen zu. »Das war, bevor ich auf die Kreuzfahrt ging, und sie war eine sehr schöne Frau. Aber, um die Wahrheit zu sagen, ich habe sie vergessen dort im Osten, so wie sie mich vergessen hat. Ich war lange fort – so gab sie schließlich das Warten auf und heiratete einen anderen. Ich kann es ihr nicht verdenken.«

»Habt Ihr sie denn jemals wiedergesehen?«

»Nein, nie. Sie hat jetzt schon Enkelkinder. Ich hoffe, sie sind gut zu ihr. Sie war eine gute Frau.«

»Aber auch im Osten gibt es Männer und Frauen, und Ihr wart ein junger Kreuzritter. Ich kann mich über Euch nur wundern«, sagte Beringar verträumt.

»Dann wundert Euch! Auch ich wundere mich über Euch«, antwortete Cadfael gutmütig. »Kennt Ihr zwei Menschen, die sich im Innersten ihres Herzens einander nicht doch fremd sind?«

Ein kleines Licht schimmerte durch die Bäume. Die beiden Laienbrüder waren also noch wach. Wahrscheinlich waren sie beim Würfelspiel, vermutete Cadfael. Und warum auch nicht?

Die Langeweile hier war sicher nicht einfach zu ertragen. Ihr Kommen bot den Brüdern gewiß eine willkommene Abwechslung.

Daß die beiden jedoch sehr wohl auf der Hut waren, zeigte sich bald, als ihr unangemeldeter Besuch sich näherte. Die Tür öffnete sich, und Bruder Anselm trat aus dem Haus. Trotz seiner fünfundfünfzig Jahre war er groß und breit gebaut, und in einer Hand hielt er einen dicken Stock. Neben ihm stand Bruder Louis, der klein und flink war. Er trug einen Dolch und wußte ihn auch zu gebrauchen. Ihre Gesichter waren wachsam und entschlossen, aber beim Anblick von Bruder Cadfael breitete sich ein Grinsen darauf aus.

»Ach, Ihr seid es! Was für eine Freude, einmal ein bekanntes Gesicht zu sehen, obwohl wir kaum mitten in der Nacht mit Euch gerechnet haben. Bleibt Ihr bis morgen? Und wohin reitet Ihr?«

Sie betrachteten Beringar mit neugierigem Interesse, aber der überließ das Sprechen Cadfael.



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