Brown, Dale by Antares

Brown, Dale by Antares

Autor:Antares
Die sprache: deu
Format: mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Sechstes Kapitel

Militärflugplatz Sebaco, Nicaragua

Freitag, 19. Juni,

06.43 Uhr CDT (07.43 Uhr EDT)

Keine drei Stunden nach der letzten Nachricht aus Moskau hatten die Arbeiten am Dream Star wieder begonnen, und obwohl es ihm gelungen war, den ursprünglichen Plan, das Flugzeug zu zerlegen, abzuwenden, war ihm doch jede weitere Minute, die er zusehen mußte, wie sie an der Maschine herumwerkelten, wie ein Messerstich in die Eingeweide.

Er stand einige Meter vor dem Hangar, dessen Tore jetzt weit offenstanden. Der Hangar wurde von KGB-Grenzschützern bewacht; und an den strategisch wichtigen Punkten waren bewaffnete Panzerwagen oder bewaffnete Transporter stationiert. Alle Arbeiter hatten große Namensplaketten mit Foto um den Hals; dadurch konnten die Wachen jeden einzelnen identifizieren, ohne daß die Arbeit unterbrochen werden mußte.

Die Techniker und Ingenieure, die hierherkommandiert worden waren, schienen noch unverständigere Hände zu haben, als Tretjak schon angedeutet hatte. Sie zerrten an wichtigen Datenkabeln und fummelten mit öligen Fingern an den hochempfindlichen Antennen herum. Sie machten sich Notizen über alles und filmten mit Videokameras, aber im wesentlichen ging es ihnen allen nur darum, mit ihrer Arbeit rechtzeitig fertig zu werden.

Jede Umdrehung ihrer Schraubenzieher machte Maraklow die Realität klarer: Er selbst war nicht mehr wert, wenn er den Dream Star in die Sowjetunion geflogen hatte. Natürlich hatte General Tretjak recht, wenn er sagte, daß der Sinn der ganzen Sache schließlich darin liege, den Dream Star, sobald er erst einmal sicher auf dem Testgelände in Ramenskoje bei Moskau angekommen war, bis in kleinste Detail zu zerlegen. Vielleicht wurde er noch einmal oder zweimal geflogen, aber wahrscheinlicher war doch, daß seine gesamte Avionik nur simuliert aktiviert wurde und auch alle folgenden »Testflüge« nur im Simulator im Labor stattfanden. Wenn es aber keinen Dream Star mehr gab, wurde auch kein Dream Star-Pilot mehr benötigt, schon gar nicht einer, der eher Amerikaner als Russe zu sein schien. Gut, vielleicht installierten sie einen ANTARES-Bodensimulator zum genauen Studium des Gedanken-Leitsystems und um künftige Piloten für den Dream Star auszubilden, aber sicherlich nicht für sehr lange. Und hinterher waren seine Chancen sehr gering, daß ihn das sowjetische Militär noch fliegen oder überhaupt an der Flugausbildung teilhaben ließ.

Höchstens benützte man ihn als glorifizierte Heldenfigur - bis auch dies nicht mehr nötig oder nützlich war...

Die Arbeiter mühten sich mit einer Service-Deckplatte am Triebwerk ab. Der Aufsichts-Unteroffizier sah ihn und kam herbei, um ihn etwas zu fragen, aber Maraklow fuhr ihn wütend an.

»Ihr säbelt mein verdammtes Flugzeug auseinander, und ich soll Ihnen sagen, ob das okay ist? Laßt mich bloß in Ruhe, Mann!

»Er will ja nur wissen, ob die Platte klemmt, unter der die Ölnoppen sitzen«, sagte eine sanfte Stimme hinter ihm. Er drehte sich um. Musi Zajkow kam naher und lächelte. »Oder soll ich ihm sagen, was Sie denken? Daß er ein inkompetenter Idiot ist und Sie ihm erst den Kopf abreißen und ihn dann melden werden, falls et nicht aufpaßt? Ich höre, daß sie die Maschine in zwölf Stunden für einen Testflug fertig haben wollen.«

Er sah sie stumm an, drehte sich dann um und ging. Musi folgte ihm.

»Sind Sie sauer?«

»Nein «,sagte er, »ich glaube nur.



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