Brigitte Riebe – Ehemänner und andere Fremde by Brigitte Riebe

Brigitte Riebe – Ehemänner und andere Fremde by Brigitte Riebe

Autor:Brigitte Riebe [Ehemänner und andere Fremde]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-95530-000-5
Herausgeber: Edel:eBooks
veröffentlicht: 2015-05-22T16:00:00+00:00


8

Sie war schon zwei Tage zu Hause und schob den Schwangerschaftstest noch immer vor sich her. Als sie stöhnend vom Leuchttisch aufstand, weil ihre Augen allmählich zu streiken begannen, und ins Badezimmer ging, entdeckte sie die weiß-blaue Packung unberührt neben dem Waschbecken. Einen Augenblick kam sie ins Grübeln, dann aber legte sie sie zurück in den Medikamentenschrank und beschloß, die Prozedur am kommenden Morgen in Angriff zu nehmen. War ja ohnehin nur noch reine Formsache, davon war sie mittlerweile überzeugt; ihre Brüste waren hart vor Spannung, die Brustwarzen so sensibel, daß sie den Pulli hatte ausziehen und mit einer losen Seidenbluse vertauschen müssen.

Es fiel ihr schwer, sich wieder an den häuslichen Alltag zu gewöhnen. Aus fernen Ländern heimzukommen war nie besonders einfach für sie gewesen. Es waren nicht nur die paar Stunden Flug, die dazwischen lagen, es war eine komplette, in sich geschlossene Welt, die man verlassen, und eine andere, in die man zurückfinden mußte. Dieses Mal gelang es schlechter denn je. Keine Spur von Sommer und Sonne. Die Stadt hatte sie mit kühlem Regenwetter empfangen, so düster und verhangen war auch die Stimmungslage, wo immer sie hinkam. Alle verhielten sich, als sei sie gar nicht weg gewesen und schon gar nicht an Orten, wovon es sich zu erzählen lohnte.

Wilma fühlte sich seit ein paar Tagen unpäßlich, hütete sogar das Bett und zeigte nur überraschend geringes Interesse an der kleinen Isisstatue, nach der Ruth so lange in Luxor gesucht hatte. Isolde stellte ihren tönernen Krokodilgott gleichgültig ins Regal. Auf einmal fühlte Ruth sich wieder wie das kleine Mädchen, das jahrelang geglaubt hatte, sich für seine Existenz entschuldigen und wenigstens durch Geschenke etwas gutmachen zu müssen. All die verpatzten, mit Kreppapier bezogenen Käseschachteln aus der Volksschulzeit fielen ihr ein, die schmutzig gehäkelten Topflappen und ungeschickt bemalten Limoflaschen, die Wilma wenigstens gutwillig kommentiert, über die Lulu jedoch nicht einmal einen Augenblick lang Freude geheuchelt hatte.

»Ich mach’ mir nichts aus Selbstgebasteltem, das weißt du doch! Wieso hast du mir nicht einfach ein kleines Kölnisch zum Geburtstag besorgt, Kind, oder ein paar Pralinen?«

Ruth wußte, daß es Wilma und Isi gegenüber nicht ganz gerecht war, trotzdem stieg leiser Zorn über diese Mißachtung ihrer Bemühungen in ihr auf. Außerdem schienen die beiden richtig erleichtert zu sein, Timmie wieder aus dem Haus zu haben – das erste Mal, wie Ruth registrierte. Wurden sie langsam wirklich zu tatterig, um sich mit etwas anderem als den eigenen Wehwehchen zu beschäftigen? Unwillkürlich mußte sie an die tiefgreifenden Veränderungen denken, die vor ihr lagen. Ob es tatsächlich darauf hinauslaufen würde, daß sie mit allem allein zurechtkommen mußte?

Sie blieb nur ein paar Minuten, bis sie mit Timmie nach Hause flüchtete, wo eine Menge Arbeit auf sie wartete. Was Martin betraf, gab sie sich ebenfalls keinen allzugroßen Illusionen hin. Auch er schien sie nicht sonderlich vermißt zu haben, so flüchtig, wie er sie zur Begrüßung geküßt hatte. Zwei, drei desinteressierte Fragen, eine halblaut gemurmelte Entschuldigung, dann war er schon wieder weg. Liz spottete, er habe in der Villa Kunterbunt bereits ein Feldbett für



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