Brennendes Land by Bruce Sterling
Autor:Bruce Sterling [Sterling, Bruce]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: SF
veröffentlicht: 2013-01-22T05:00:00+00:00
8
Der abrupte Weggang von Dr. Felzian eröffnete Oscar ein weites Feld von Möglichkeiten. Da Bambakias ausgefallen war, musste er allein zurechtkommen. Er musste die Initiative ergreifen. Sie waren nur wenige, ihre Mittel waren beschränkt, von einem Budget konnte keine Rede sein. Unverfrorenheit war angesagt.
An Gretas erstem Tag als Direktorin gründeten ihre Anhänger ein Streikkomitee und besetzten den Hochsicherheitstrakt. Die Streikenden bewachten Tag und Nacht die Schleusen, knackten sämtliche von der Polizei installierte Sicherheitssperren und gaben brandneue Passierkarten aus. Die Besetzung des Hochsicherheitstrakts war ein ausgezeichneter strategischer Schachzug, denn der gewaltige Keramikturm beherrschte die Kuppel. Der Hochsicherheitstrakt war eine natürliche Festung.
Jetzt, da sie einen sicheren Zufluchtsort hatten, folgte der zweite Schritt: die Eroberung der Informationsmittel. Die Rechner des Hochsicherheitstrakts wurden einer längst überfälligen Sicherheitsüberprüfung unterzogen. Dabei kamen eine erschreckende Anzahl von Hintertürchen der Polizei, zahlreiche unregistrierte Benutzer sowie Unmengen von Bespitzelungssoftware zum Vorschein. Die heimlichen Lauscher wurden sogleich eliminiert.
Das laborinterne Telefonsystem wurde nach wie vor von der Polizei kontrolliert. Die kleine Polizeitruppe des Labors war an und für sich ein lächerlicher Haufen, jedoch seit langem von Huey bestochen. Sie stellte die größte hiesige Bedrohung für Gretas gerade flügge werdende Verwaltung dar. Das Telefonsystem war mit Abhörvorrichtungen gespickt und konnte nicht wiederhergestellt werden.
Daher verzichteten die Streikenden vollständig auf das Telefonsystem und ersetzten es durch ein neu installiertes Netzwerk spottbilliger Nomadenhandys. Diese halblegalen Geräte waren über Relais verbunden, die an Wänden, Decken, Dächern und (im Verlauf einer besonders waghalsigen nächtlichen Aktion) an der Innenseite der Kuppel angebracht wurden.
Gretas erste offizielle Handlung als Direktorin bestand darin, die PR-Abteilung aufzulösen. Dies bewerkstelligte sie mittels der todsicheren Taktik, das PR-Budget einfach auf Null zu setzen. Die frei werdenden Mittel erstattete sie dem Kongress zurück. In Anbetracht der gegenwärtigen Krise der Staatsfinanzen war dieser Schachzug politisch kaum zu konterkarieren.
Im Labor selbst traf die Auflösung der PR-Abteilung auf große Zustimmung. Endlich brauchten sich die Angestellten nicht mehr durch das lästige Geschwätz der verhassten populärwissenschaftlichen Propagandaabteilung irritieren zu lassen. Keine kumpelhafte Anmache von oben herab mehr, keine obligatorischen Fortbildungsvideos, nichts als Stille und Zeit zum Nachdenken und Arbeiten.
An die Stelle der offiziellen PR des Laboratoriums trat Oscars revolutionäre Posterkampagne. Ein Streik hatte natürlich einen noch dringenderen Bedarf an effektiver Propaganda als das tote Establishment, und Oscar war dafür genau der richtige Mann. Die gewaltigen zyklopischen Kuppelwände waren für politische Plakate ideal. Oscar hatte noch nie eine Kampagne für Leute mit solch hohem Bildungsstand gefahren. Die altmodischen handwerklichen Techniken, die dabei vonnöten waren, bereiteten ihm großes Vergnügen.
Gretas postindustrielle Aktion war ein ausgesprochen unorthodoxer ›Streik‹, denn die Streikenden verweigerten nicht die Arbeit. Sie weigerten sich lediglich, etwas anderes als ihre Arbeit zu tun. Der allgemeine Tenor der Streikstrategie enthielt Verweigerung der Zusammenarbeit mit der Öffentlichkeit im Verein mit passiv-aggressiver Kostenreduzierung.
Die Wissenschaftler führten ihre Forschungsvorhaben fort, weigerten sich aber, den vorgeschriebenen Papierkram zu erledigen. Sie weigerten sich, Zuschüsse zu beantragen, weigerten sich, die Miete für ihre Unterkünfte zu entrichten, weigerten sich, fürs Essen zu bezahlen und die Stromrechnungen zu begleichen. Sie lehnten alles ab außer neuen Geräten, eine tief verwurzelte Angewohnheit, die man Wissenschaftlern nachsehen musste.
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